2 mal 3 Fragen an … Jochen Vahle von Randale
JOCHEN VAHLE wurde 1969 im ländlichen Bielefeld geboren. 1987 gab es erste Bühnenversuche und bis heute gut 1500 Auftritte in diversen Clubs mit verschiedenen Bands und Comedy Projekten. 2004 wurde ohne große Ambitionen die Kinderband Randale gegründet. Der Erfolg machte Appetit auf weiteres. Mehr als 10 Longplayer CDs, 80 Auftritte im Jahr in der vollen Bandbesetzung, d.h. ohne Playbacks – nur live.
Jochen lebt immer noch in seinem Heimatort, ist verheiratet und hat drei Kinder (10, 13 und 16 Jahre alt). Jochen ist Randale von Beruf und hat gerade sein erstes Kinderbuch geschrieben.
– Fragen von Anders Orth –
Was macht aus deiner Sicht ein Lied zum Kinderlied?
Einfach die Möglichkeit, für Kinder „Zugang zu finden“. Zum Inhalt. Zur Musik. Zum Drumherum. Für mich als Kind waren die Lieder von Reinhard Mey oder Stephan Sulke Kindermusik. Weil ich sie als Kind gehört habe und den Zugang gefunden habe. Und das ging mir bei den Beatles auch so.
Welches Kinderlied gefällt dir besonders gut und warum?
Ich bin ja ein großer Fan von den richtigen Klassikern. Wo die Grenze zwischen Kinderlied und „Volksmusik“ verschwimmt. „Auf einem Baum ein Kuckuck“. Das ist von der Haptik ja fast schon Punk. Oder „Spangenlanger Hansel – Nudeldicke Dirn“. Ich fand es superlustig und die Bezeichnungen für die beiden Menschen so ungewöhnlich. Richtige Hits waren allerdings „Ankomme Freitag den 13.“ (Reinhard Mey) und „Uschi mach kein Quatsch“ (Stephan Sulke).
Warum bist du ein guter Kinderlied-Erfinder?
Wenn wir mal bei meiner Definition aus Frage 1 bleiben: weil ich es vielleicht gut hinbekomme, dass die Menschen (Kinder & Eltern) einen Zugang zu meinen Liedern finden. Nicht bei allen Liedern. Aber sehr oft. Das macht mich glücklich.
Du und deine Kinderliederband Randale fahren ja eine etwas härtere Musikschiene. Da darf ruhig auch mal Punk und Heavy Metal auf der Speisekarte stehen. Wie empfindest du das im Vergleich zu dem, was die meisten deiner KinderliederkollegInnen machen?
Die von dir beschriebene Härten sind ja nur die Spitzen nach oben. So hart sind wir gar nicht. Wir haben auch poppige Lieder und einige zarte Liedchen. Ich glaube, was uns manchmal von den Kollegen unterscheidet, ist ein bestimmter Energie-Level, den wir ausstrahlen und der sich durch unser Programm zieht. Das hat bestimmt auch was mit der Ausstrahlung so als „Bande“ oder „Gang“ zu tun.
Aber natürlich stimmt es: Wenn wir so richtig loslegen, dann können wir unsere Punkwurzeln nicht verleugnen und dann sind wir meilenweit davon entfernt, was die KollegInnen manchmal mit der akustischen Gitarre oder Ukulele in den Kindergärten veranstalten. Wobei (ganz wichtig): Beides finden wir auf seine Art gut und wichtig. Die Vielfalt macht es aus!
Ihr habt schon mehrere Themen CDs veröffentlicht. Z.B. „Randale im Tierpark“, „ … am Strand“ und jetzt „ … im Krankenhaus“. Wie ist die Arbeit an einer Themen CD im Vergleich zu einer „normalen“ CD?
Gerade die Arbeit an der Krankenhaus CD war eine besondere Herausforderung für mich. Es ist schon ein Unterschied, ob ich ein lustiges Lied über den Punkpanda Peter mache oder ein Lied, das Kindern Mut machen soll, den Alltag im Krankenhaus zu überstehen.
Eine Themen CD ermöglicht dir eine geradlinigere Herangehensweise an einen Text. Man muss besser auf den Punkt kommen und nicht so viel herumeiern. Diesmal war die Zusammenarbeit mit den Ergotherapeuten aus der Kinderklinik Bethel in Bielefeld ein sehr wichtiger Punkt. Ich habe die wirklich gefragt: „Was braucht ihr für Lieder? Wovon sollen die Texte handeln? Was würde euch bei eurer Arbeit helfen?“
Spannendes Projekt: „Dornröschen“ à la Randale
Immer wieder habe ich denen die Liedertexte gezeigt und die letzten Änderungen haben wir bis kurz vor Druckunterlagenschluss im Presswerk noch umgesetzt. Ob ich bei einem Lied „der“ oder „das“ Vielfraß singe, ist nicht so wichtig wie ein vielleicht inhaltlich falsches Lied übers Krankenhaus.
Im Herbst/Winter folgt jetzt ein Randale Weihnachtsmärchen. Ein echter Klassiker: „Dornröschen“. Das wird jetzt noch mal völlig anders. Die Kernstücke des Märchens beibehalten und trotzdem ein echtes Randaleprogramm daraus erarbeiten. Spannend.
Wie wichtig sind die Auftritte für dich und gibt es Orte, an denen ihr besonders gerne spielt?
Wir machen unsere Lieder wirklich zu einem großen Teil für die Bühne. Wir wollen live spielen und dabei sofort die Reaktionen des Publikums spüren und eine wirklich gute Zeit mit den Menschen erleben. Dabei ist es für uns ein großer Reiz, dass wir sowohl kleine Konzerte in Kindergärten und Grundschulen spielen, als auch schon mal im Stadion vor den Fantastischen Vier. Die Abwechslung macht es.
Herzengruß ans kuschelige Zweischlingen
Am liebsten spielen wir aber schon in den klassischen Clubs, in denen es heiß wird und ein bisschen eng und manchmal ein kleines bisschen zu laut. Da wäre der Monkeys Music Club in Hamburg ein gutes Beispiel. Da wird sonst Streetpunk und Ska und Oi gespielt. Aber manchmal eben auch am Sonntag Randale gemacht. Unser größter Herzensgruß geht aber ans kuschelige Zweischlingen (Heimatladen in Bielefeld) und an die grandiosen Milchsalonkonzerte in Berlin.