Vom Kinderzimmer in die Fankurve: Kinderlieder im Fußballstadion (Kieler Kinderliederwoche – Tag 4)
– Ein Text von Matthias Meyer-Göllner –
Welche Lieder werden eigentlich in den Familienblocks der Bundesligastadien gesungen? Haben die vielen neuen Kinderlieder, die sich in den letzten Jahren dem Fußball gewidmet haben, schon den Weg dorthin geschafft? Das Zeug dazu hätten sie, davon konnte man sich heute auf der Kieler Kinderliederwiese bei Konzerten von Randale, Suli Puschban und Matthias Meyer-Göllner überzeugen.
Es ist EM. Und Deutschlandspieltag. Überall. Auch auf der Krusenkoppel begegnet man deswegen vermehrt Kindern (und Erwachsenen) in den Trikots ihrer Lieblingsmannschaft. Schwarz-Rot –Gold überwiegt zwar, aber es gibt auch andere Farben zu sehen. Für Mashid ist klar: „Deutschland gewinnt heute.“ Sie freut sich auf das Spiel, aufgeregt ist sie allerdings wegen ihres Auftrittes auf der ABK-Bühne. Sie gehört zur Klasse 2b der Toni-Jensen-Schule, die heute mit Suli Puschban aus Berlin und Matthias Meyer-Göllner das Programm dort gestaltet. Zum Glück beginnt das Spiel heute erst um 18.00 Uhr. Da ist das Konzert längst vorbei.
FC Rittersmann gegen Borussia Drachenkraft
Darin wird zum Beispiel die Rede von einem ganz besonderen „Pokalfinale“ sein: Der 1.FC Rittersmann tritt gegen Borussia Drachenkraft an – und das Burgfräulein ist die Schiedsrichterin. Drei Kinder stellen Ritter, Drache und Burgfräulein dar, während die anderen selbstillustrierte Plakate hochhalten, auf denen sie den Inhalt des Liedes zeigen.
Es ist nicht das einzige Fußballlied, das heute auf der Bühne des Kinderliedermitmachfestivals erklingt: Bei Suli Puschbans „Im Fußballstadion“ fliegen die Fanschals durch die Luft und in „Niemals mit der Hand“ gibt es sogar ein wenig Regelkunde. Wenn man den Ball in die Hand nehmen würde, wäre es ja kein Fußball mehr, sondern Handball. Oder höchstens Rugby (dann wäre der Ball aber auch ein Ei).
Randale, die Kinderrocker aus Bielefeld, spielen heute kein Fußballlied auf der Freilichtbühne. Zur Kieler Woche lassen sie lieber den Kapitän grüßen. Aber auch sie haben sich schon mit einem Fußball-Samba in die Fußballkinderliederliste eingetragen.
Die ist mittlerweile schon ziemlich lang, denn viele Kolleginnen und Kollegen haben zu diesem Thema in den letzten Jahren bereits Ideen umgesetzt. Geraldino, Klaus Foitzik, Reinhard Horn, Matthias Meyer-Göllner und sogar Altmeister Siegfried Fietz haben ganze CDs diesem faszinierenden Spiel gewidmet.
Kinderlieder auf dem Weg in die Fankurven
Einige der vielen neuen Fußballkinderlieder haben es bis in die Chöre in Schulen und Kindergärten geschafft (wie man heute zum Beispiel auf dem Festival sehen kann). Der KiKa hat für seine Reihen „Singalarm“ und „Tanzalarm“ das ein oder andere Lied bereits verfilmt. In die Stadien haben es bisher allerdings wohl die wenigsten geschafft. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Die Kinderlieder haben sich gerade erst aufgemacht, die Kinderzimmer zu verlassen und erobern Hitparaden, Festivals und viele große und kleine Menschenherzen. Warum nicht auch die Fankurven?
„Mach den Schal um, wir gehen nach vorn im Fußballstadion“, heißt es in Suli Puschbans Lied. Und das ist doch eigentlich eine gute Idee. Gibt es im Familienblock eigentlich auch eine Spielecke? Das wäre wichtig, Kinder wollen und müssen spielen. Als der Chor auf einige Kinder mit der Probe warten muss, sagt Mashid verständnisvoll: „Die müssen noch zu Ende spielen. Ein Tor noch, dann kommen sie!“ Den Weg in die Kinderkonzerte hat der Fußball also schon längst gefunden. Freuen wir uns auf den Weg der Kinderlieder ins Stadion.