Thüringens Kinderlieder-Hauptstadt: Das 9. Gothaer Kinderliederfestival – und das geplante Jubiläum 2017
Selbstbewusst haben Olaf Bessert, Nico Walter, Matthias Schauf und Jens Bremeier Gotha zur Kinderlieder-Hauptstadt Thüringens ernannt. Und dafür gibt es gute Gründe. Denn seit 2008 bringen sie im Herbst die fünftgrößte Stadt des Freistaates zum Beben.
Alle vier haben ihre Berührungspunkte mit Kinderliedern, Olaf Bessert rief als selbst komponierender Kinderliedermacher das Festival gemeinsam mit Nico Walter ins Leben. Heute organisiert das Quartett in Zusammenarbeit mit den Tonart Musikschulen nicht nur das große Ereignis, sie sind auch selbst aktiv dabei. Ihre Gäste werden rund um die Uhr persönlich betreut.
Alex Schmeisser, Matthias Linßen, Matthias Meyer-Göllner, Spunk und Unmada, Anke Drape, Herr H., Pia Pilz und Nino Kann, Maik Göpel und Olaf Stellmäcke und Michael Meikel Müller waren schon als Gäste dabei. Beim 10. Festival 2017 wird Robert Metcalf in den Genuss dieser Wertschätzung kommen.
Denn darum geht es den Festivalmachern: „Rolf Zuckowski, Gerhard Schöne oder Reinhard Lakomy und ihre Lieder sind vielen bekannt. Doch andere Liedermacher haben auch tolle Kinderlieder komponiert, sie sind aber noch nicht so bekannt. Grund genug, diesen Musikanten ein Podium zu geben“, schreiben sie auf ihrer Homepage. Für die Jubiläums-Ausgabe 2017 wagen sie einen großen Schritt. Jens Bremeier gibt dem Kinderlieder-Magazin Auskunft über Gewesenes und Zukünftiges.
– Fragen an Jens Bremeier –
Was war das Besondere am 9. Festival? Was zeichnete euer Publikum aus?
Erst einmal vielen Dank für das Interesse an unserem Festival und die Möglichkeit, dieses hier vorstellen zu dürfen. Die größte Besonderheit beim 9. Kinderliederfestival war, dass wir das erste Mal Station in einer anderen Thüringer Stadt gemacht haben.
„Unser kleines und großes Publikum ist einfach großartig“
Unmada und ich waren gemeinsam in der Pestalozzischule in Eisenach. Beim Eröffnungskonzert mit Matthias Schauf in Gotha war das MDR-Fernsehen zu Gast und brachte einen Bericht im Thüringenjournal. Das Klinikum umsorgte die Kuscheltiere der Kinder beim Auftritt von Nico und röntgten sie und legte ihnen Verbände an.
Unser kleines und großes Publikum ist einfach großartig. Wir haben in den 10 Jahren ganz viel Support von Kindereinrichtungen und Schulen hier in der Stadt und im näheren Umkreis erhalten und das Festival gewinnt weiter an tollen Gastspielmöglichkeiten und Fans.
Wie war die künstlerische und die private Begegnung mit den Kollegen?
Es sind richtig tolle Freundschaften gewachsen. Ich muss dazu sagen, dass ich „nur“ ein Liederfinder bin. Es gibt so einen unerschöpflichen Pool an großartigen Kinderliedermachern und tolle Werken, dass mir bis heute noch nie das Repertoire ausgegangen ist.
Vor 11 Jahren durfte ich das erste Mal bei einer Weiterbildung im Rahmen der großartigen Veranstaltungen „Kein Tag ohne Musik“ Unmada erleben. Das war sehr prägend für mich. Im Jahr darauf Spunk und ein Jahr später dann Matthias Meyer-Göllner. Vor 5 Jahren haben wir unsere Musikschulen in Gotha eröffnet und im Jahr darauf habe ich angefangen, Olaf bei der Organisation des Festivals zu unterstützen.
„Begegnungen auf Augenhöhe und regelrechte Freundschaften“
Seitdem haben wir in jedem Jahr einen der Jungs eingeladen, die mich musikalisch so stark geprägt haben. Es gab nie ein „Nein“. Es macht mich einfach stolz, dass eine so großartige Truppe unser Festival bereichert. Es sind Begegnungen auf Augenhöhe und regelrechte Freundschaften entstanden.
Mein Sohn Oskar schwärmt heute noch vom Fußballspiel, dass er gemeinsam mit Matthias Meyer-Göllner hatte, als wir ihn und seine Frau auf einer Urlaubsreise besucht haben. Spunk war sich nicht zu fein, mit mir gemeinsam in der Asylbewerberunterkunft hier in Gotha ein Spontankonzert für die Kinder zu geben. Eure Musik hat uns als Menschen zusammengebracht und ist ein Teil meiner Arbeit, aber auch meiner Familie geworden.
Das 9. Festival startete am 4.10.2016. Am 3.10. reiste Unmada schon aus Hannover an, damit wir die gemeinsamen Konzerte durchproben konnten. Wir luden ihn zu uns nach Hause ein. Es war einfach, als käme ein alter Freund, den man schon seit gefühlten 100 Jahren kennt. Meine Tochter, die mittlerweile 14 Jahre ist, kannte seine Lieder genauso wie mein 5-jähriger Sohn. Wir hatten einen großartigen Nachmittag und eine sehr bewegende Woche.
Wie war die Begegnung mit den Kindern? Gab es witzige oder interessante Kommentare oder Bemerkungen aus Kindermund?
Das witzigste war sicher, dass man uns nach dem Konzert in der Regenbogenschule gefragt hat, ob wir nicht immer im Radio „Ein hoch auf uns“ singen würden. Ich habe dem Jungen gesagt, dass es noch andere tolle Musiker gibt und die Nummer nicht auf unser Konto geht.
Was hat dich besonders berührt? Gab es einen emotionalen Höhepunkt oder ein persönliches Highlight?
Hier muss ich auch wieder etwas weiter ausholen. Auf einer Ehrenamtsgala, die unser Landrat alle zwei Jahre veranstaltet, habe ich einen Auftritt von Kindern der staatlichen Regenbogenschule, einem Förderzentrum in Gotha, erleben dürfen. Die Kinder haben die „Pi-Pa-Po-Piraten“ von Unmada gesungen und gespielt.
„Unglaublich toll, wie die Kinder und Jugendlichen an der Musik hängen“
Es war dermaßen bewegend für mich, dass ich meine Gage für diesen Abend komplett an die Schule spendete und ihnen versprach, dass ich mit Unmada im Rahmen des Festivals ein kostenloses Konzert dort geben würde. Und das haben wir dann auch getan. Es war unglaublich toll, wie diese Kinder und Jugendlichen an der Musik hängen und wie man sie damit bewegen kann.
Gab es Pannen, die dich an den Rand des Wahnsinns getrieben haben?
Lass mich kurz überlegen. Nein, zum Glück noch nie. Das Festival verlief bis heute immer nahezu reibungslos. Es gab nie größere Pannen oder Ausfälle. Spunk hatte bei seiner Anreise vor zwei Jahren Angst, dass ihm die Stimme auf Grund einer Erkältung versagt. Das ist glücklicherweise nicht eigetreten. Anke Drape, die konnte mal bei einem Abschlusskonzert nicht mehr mitwirken, weil eben genau dies passiert war. Aber es musste nie etwas ausfallen oder es ist etwas zu Bruch gegangen.
Stell dir vor, eine gute Fee kommt vorbei und du hättest einen Wunsch frei: Was würdest du dir für euer Festival wünschen? Warum sollte man die Fortsetzung auf keinen Fall verpassen? Wer wird dabei sein? Was ist neu?
Einen Wunsch? Wir, ich spreche jetzt mal im Namen von uns allen, wünschen uns sehr, dass das Kinderliederfestival weiter so viel Freunde findet und großartige Unterstützung erfährt, wie dies in den letzten Jahren der Fall war. Oder mit anderen Worten: „Liebe Fee, lass bitte alles genau so wie es ist.“
„Familiär soll es bleiben – und genau so toll, wie es ist“
Wir haben tolle Spielorte gewinnen können, wir haben großartige Resonanz von Schulen und Kindergärten. Wir haben tolle Weiterbildungen im Rahmen des Festivals durchführen können. Wir werden in diesem Jahr das erste Mal Station in Mühlhausen machen. Wir werden eine großartige Gala im Kulturhaus in Gotha haben.
Tolle Menschen und Förderer haben sich dem Gothaer Kinderliederfestival angenommen. Es ist natürlich immer ein finanzielles Wagnis, solch eine Veranstaltung aus der Taufe zu heben. Aber Verluste haben wir bis heute glücklicherweise noch keine verzeichnen müssen. Vielleicht interessiert sich ja irgendwann mal die Kulturstiftung oder eine Regionalstiftung für unser Festival. Dann können wir den Kreis noch erweitern. Nur familiär soll es bleiben. Und genau so toll, wie es ist.
Spannende Berichte sind das aus Thüringen. Weiter so! LG aus Hamburg von Birte