In der Wolkenfabrik – Toni Geiling und das Wolkenorchester
– Eine CD-Besprechung von FERRI–
Die Wolkenfabrik ist Toni Geilings dritte Kinderlieder Produktion. Und die ist richtig gut geworden. Dass der Multiinstrumentalist aus Halle nicht nur für Kinder schreibt, merkt man ihr an. Thematisch ist das ein bunter Mix, der rote Faden ist die Musik, nicht so sehr die Inhalte.
Da geht es von der „Wolkenfabrik“, deren verwirrtes Personal die falschen Wolken produziert, zum „Wichtellein“, das überall Chaos hinterlässt, es sei denn, die Oma hat sich angemeldet, bis zum wunderschönen Liebeslied „Herbstlied“ oder meinem Lieblingstitel „Der Milan“, eine Bild-im-Bild-Geschichte.
Von Kinderklischees meilenweit entfernt
Die Texte sind durchaus anspruchsvoll bis poetisch und halten sich von Kinderklischees meilenweit fern. Die Musik ist 100 Prozent „handmade“. Toni sagt von sich selbst, dass seine Heimat der „Folk“ ist und das hört man auch – allerdings weit entfernt von seichtem Gedudel, denn da musizieren wirkliche Könner auf einem vielseitigen Instrumentarium wie Slide-Guitar, Geige, Singende Säge, Klavier aber auch Cello u.v.a. mehr.
Für das Fundament ist nicht nur der Kontrabass zuständig, sondern oft Tuba und Posaune, was einen sehr speziellen, warmen Sound macht. Ein einfühlsames Schlagzeug ist ebenfalls auf fast allen der 10 Tracks zu hören und sorgt dafür, dass der Höreindruck nicht zu „folkig“ wird. Auch die Geige ist fast immer dabei und wird – was man im Kinderbereich eher selten hört – auch mal piccicato gespielt.
Das macht der Meister selbst. Mal ganz abgesehen von seinen Einlagen auf der Singenden Säge. Dieses Instrument habe ich selten so sauber gespielt gehört. Toni Geiling hat das drauf. Überhaupt: Was er und seine Mitstreiter da aus ihren Instrumenten herauszaubern, ist wirklich wunderbare Musik, die kann man gerne auch gleich mehrfach hintereinander hören.
Ziemlich kurz, aber voller Herzblut und Musikalität
Ich fand auch die Melodien der Lieder originell, einfalls- und abwechslungsreich, sie überraschen einen beim Hören immer wieder. Zwar herrscht, wie auch sonst fast überall im neuen Kinderliederkosmos, der wackere König 4/4, allerdings gibt es auch mal einen 6/4 Takt zu hören und die Grundtonart steht gerne auch mal Moll.
Mich hat ein wenig irritiert, dass die Ballade von den Königskindern in voller Länge auf der CD ist, sie ist zwar eine der schönsten des Deutschen Volksliedguts und das Arrangement ist super, aber ich hätte mir mehr original Geiling gewünscht. Die Scheibe ist ohnehin mit 10 Liedern plus einem Instrumentaltitel ziemlich kurz.
Egal: In dieser Produktion steckt ganz viel Herzblut, ganz viel Musikalität und ganz viel sauberes Musikerhandwerk drin. Leider gib es im Bereich des neuen Kinderliedes immer noch viel Hingerotztes, auch wenn sich da – nicht zuletzt durch Kindermusik.de – viel getan hat. Davon hebt sich die Wolkenfabrik ausgesprochen wohltuend ab.
Insgesamt eine herausragende, wunderbar produzierte CD – auch das hat Toni Geiling selber gemacht – für, ich würde sagen eher ältere Kinder. Und ganz sicher auch für die uralten.