2 mal 3 Fragen an … Birte Reuver
BIRTE REUVER studierte Rhythmik in Hamburg und landete nach einigen Umwegen schließlich als Musiklehrerin an der Sozialpädagogischen Fachschule in Hamburg-Altona, wo sie heute überwiegend arbeitet. 1993 kam Tochter Leonie zur Welt und mit ihr kamen die Lieder und so wurde das Kindermusikprojekt „Hoppla!“ geboren. Ute Meinig und Birte Reuver hoben es 1999 aus der Taufe. Jutta Hoppe kam dazu, sie gaben Konzerte mit ihren Kindern, die erste CD entstand … Inzwischen hat sich vieles verändert und die Kinder sind groß, aber „Hoppla!“ gibt es immer noch.
– Fragen von Elke Kamper –
Was macht ein Lied zum Kinderlied und wie einfach darf es sein?
Ein kleines Lied
(Marie von Ebner-Eschenbach, 1830-1916)
Ein kleines Lied! Wie geht’s nur an,
Dass man so lieb es haben kann,
Was liegt darin? Erzähle!
Es liegt darin ein wenig Klang,
Ein wenig Wohllaut und Gesang
Und eine ganze Seele.
Es gibt Lieder, die kommen mir seelenlos vor. Diese wünsche ich Kinderohren eher nicht. Wenn Menschen und Lieder einander begegnen, berühren uns die Lieder und es wird vielleicht etwas Großes daraus, oder sie ziehen an einem vorüber und man bleibt unbeeindruckt.
Manche sagen auch: Lieder sind wie Freunde. Damit nun Kinder nicht an die falschen Freunde geraten, greifen Erwachsene hier und da ein. Da kommt dann die pädagogische Sicht auf ein Lied ins Spiel. Sie macht ein Lied zu einem Kinderlied. Und sie sollte mit Herz und Verstand erfolgen.
Zur zweiten Frage: Ein Kinderlied darf sehr einfach sein, solange es Herz und Seele hat.
Welches Kinderlied gefällt dir besonders gut und warum?
Oh, da gibt es sehr sehr viele Lieder, die mir gefallen. Ich mag es, wenn ein Lied mich zum Schmunzeln bringt. Momentan mag ich sehr gerne „Krokodil Hahn“ von Julianes Wilde Bande. Das ist eine fantasievolle positive Variante von „Der Hahn ist tot“. An Julianes Lied gefällt mir erstens die Geschichte und zweitens die schöne und super gespielte Musik im jazzigen Stil.
Warum bist du eine gute Kinderlied-Erfinderin?
Viele meiner Lieder sind vielleicht deshalb gelungen, weil sie authentisch sind und direkt mit Kindern, quasi am Küchentisch, entstanden. Das spricht kleinen und großen HörerInnen sozusagen aus der Seele. Außerdem kommen die meisten Lieder recht fröhlich daher und ich glaube, dass einige Reime ganz originell geraten sind. Meistens wachsen meine Lieder eine Zeit lang heran und füllen sich erst langsam mit Seele. Aber manchmal ist es, als kämen sie angeflogen und ich schreibe sie nur noch auf. Diese Lieder scheinen ein Eigenleben zu führen und sind besonders lebendig.
Bitte erzähle uns etwas zum Thema: „Birte Reuver und die Ukulele“, denn damit bist du ja auf YouTube sehr präsent unterwegs, und erzähle uns, wie setzt du die Ukulele in der Kindermusik ein?
Die Ukulele habe ich vor einigen Jahren als das ideale Instrument zur Liedbegleitung für mich entdeckt, weil sie so wunderbar handlich ist. Sie ist leichter zu spielen als eine Gitarre, weil sie nur vier Saiten hat und ich kann sie überallhin mitnehmen. Da man beim Ukulele lernen schnell Erfolgserlebnisse hat, macht es mir sehr viel Spaß, auch andere Menschen mit dem Ukulelevirus anzustecken. So entstehen nach und nach die Übungsvideos.
Besonders schön an der Ukulele ist, dass sie durch ihre geringe Größe auch für Kinder sehr gut zu handhaben ist. Die leeren Saiten ergeben schon den ersten Akkord, mit dem sich bereits viele Ein-Akkord-Lieder sehr gut begleiten lassen. Die sieben Kinder, mit denen ich ein Mal wöchentlich Musik mache, sind zwei bis fünf Jahre alt und haben fast alle eine eigene Ukulele. Damit spielen wir zwar nicht jede Woche, und manchmal sind die Ukulelen auch Requisiten wie Dach oder Kissen, Paddel, Berg oder Trommel, aber mit der Zeit können die Kinder auf diese Weise spielerisch den Umgang mit einem Instrument lernen. Das ist doch großartig!
Birte, es gibt ein wunderbares Projekt von dir in Zusammenarbeit mit Christian Herzog von RADAU!. Du hast dein schönes Kaulquappen-Lied als Themen-CD mit Bilderbuch und Froschliedern der Kollegen veröffentlicht. Wie war dieses Projekt für dich und dürfen wir so etwas in nächster Zeit mit einem anderen Thema erwarten?
Bei diesem Projekt hat alles zueinander gepasst. Das Lied ist mit Kindern entstanden, die einmal Kaulquappen aufzogen. Sie erzählten mir, was sie bereits wussten. Die Verse entstanden, und auf Streifzügen zum Froschteich flog mir der Refrain zu. Dann begegnete mir Isabelle Schernus, sie malte die Aquarelle, in die ich sofort verschossen war. Nach einer Weile traf ich Annett Hermes wieder, die in einem meiner Kurse Ukulele spielen gelernt und inzwischen an ihrer Grundschule erfolgreich zwei Ukulele-AGs aufgebaut hatte! Mit diesen Kindern haben Christian und ich 2013 das Lied eingespielt. Weitere Lieder rund um das Thema Frosch und Kröte, die mir freundlicherweise liebe Kollegen bzw. deren Verlage zur Verfügung stellten, kamen hinzu und bereichern nun die Kaulquappe-CD. Die Krönung war im Februar 2014 die Videoaufnahme für den KIKA mit den Ukulele-Kindern. Sie haben wunderbar gespielt und gesungen! Es ist ein wirklich schöner Film geworden, der am 6.6.2015 in Singas Musikbox noch einmal gezeigt wird.
Ich freue mich auch auf die musikalischen Lesungen zur Kaulquappe, die ich in diesen Tagen starte.
Ideen für weitere ähnlich gestrickte Themenprojekte liegen schon längst in der Schublade, es wird um Familie, Gespenster, Insekten gehen. Aber gut Ding will Weile haben …
Gibt es aktuell etwas, was du in der Kindermusik vermisst?
Singt, singt, singt! Und singt auch altbekannte und bewährte Lieder, denn:
Musik bewegt, beseelt, beschwingt
am meisten wenn man selber singt 🙂
(Birte Reuver, 2014)