Lustvoll und ohne Leistungsdruck
– Ein Text von Matthias Meyer-Göllner und Helmut Meier –
12 gute Gründe für mehr Kinderliederschulkonzerte
Als in Schleswig-Holstein 2014 das „Jahr der kulturellen Bildung“ ausgerufen wurde, fühlten auch wir Kinderliedermacher uns angesprochen. Schnell wurde klar, dass dabei zunächst keiner auch an das Kinderlied gedacht hatte.
Man kann lamentieren, dass das so ist und diskutieren darüber, warum das so ist. Entscheidend sollte aber sein, dass sich das ändert. Deshalb haben wir uns hingesetzt und im Gespräch mit vielen Kolleginnen und Kollegen, Pädagogen und Fachleuten Gründe ermittelt, die für das Kinderlied sprechen.
Und im ganz Besonderen Gründe, die für Kinderliedkonzerte in der Schule sprechen. Jeder von uns kennt die Begeisterung, die so ein lebendiges Stück Musik auf beiden Seiten hinterlässt. Die Kontakte, die wir über die Lieder mit den Kindern knüpfen können. Die emotionale Bewegung, die oft noch tagelang nachschwingt.
Deshalb rufen wir allen Verantwortlichen im Land zu: Macht es möglich! Veranstaltet Kinderliederschulkonzerte! Hier sind 12 gute Gründe dafür:
- Kinderlieder als kultureller Wert an sich
Kinderlieder gehören zu einem lebendigen gesellschaftlichen Leben – ebenso wie zum Beispiel Gedichte, Skulpturen, Filme, Theaterstücke und alle anderen kulturellen Äußerungen.
- Kinderlieder als literarische Frühform
Noch vor jeder anderen Textform kommt beinahe jeder Mensch mit Kinderliedern in Kontakt (z.B. Wiegenlieder, Kniereiter). Sie sind der Einstieg in die Welt der bewusst geformten Sprache, also der Literatur.
- Kinderlieder als musikalische Kleinform
Schon im einfachsten Kinderlied sind musikalische Grundstrukturen zu erkennen und werden intuitiv wahrgenommen. Hier werden die Grundlagen für das melodische, harmonische und rhythmische Verständnis und die musikalische Selbsttätigkeit gelegt. Moderne Kinderlieder aktueller Autoren bieten zudem eine Vielzahl verschiedenster Liedformen und musikalischer Stilarten, welche Kindern einen frühen – oft ersten- Zugang zum musikalischen Variantenreichtum ermöglichen.
- Kinderlieder als Verbindungsstifter
Durch Musik und Lieder, durch gemeinsames Singen und Musizieren und durch gemeinsame Konzerterlebnisse können soziale, kulturelle, religiöse und sprachliche Barrieren überwunden werden.
- Kinderliederkonzert als Kulturtechnik
Konzertbesuche erfordern das Beherrschen einer Kulturtechnik, die vor allem geprägt ist von der Bereitschaft, sich auf eine Sache einzulassen und ihr Wertschätzung entgegenzubringen. Das Freizeitverhalten vieler Menschen wird allerdings immer stärker vom Eventbereich geprägt: Eine Musikdarbietung wird dabei zu einem beliebigen Angebot unter vielen (Bratwurst, Cola, Glücksrad, Schminkstand u.ä.). Hier können Kinderliederkonzerte in der Schule Aufbauarbeit leisten.
- Kinderlieder als Vermittler außermusikalischen Wissens („Funktionslieder“)
Mit Liedern lassen sich auf effektive Weise auch außermusikalische Inhalte vermitteln (z.B. Einmaleins-Lieder, Sachthemen etc.). Kinderlieder finden in diesem Bereich häufig Anwendung. Darüber darf der künstlerische Anspruch nicht in den Hintergrund geraten. Deshalb sollte eine Reduzierung der Kinderlieder auf diese Funktionalität vermieden werden.
- Kinderlieder als Abbild der Lebenswelt der Kinder
Kinderlieder bilden Teilbereiche der Lebenswelt der Kinder ab. Sie helfen ihnen, sich zu entwickeln und sich in ihrer Umwelt zurechtzufinden.
- Kinderlieder als Kontakt zu handgemachter Musik
Über die Medien gelangt Musik in perfekt inszenierter Form (Videoclips, Radio-Hits) an die Ohren der Kinder. Sounds werden gesampelt, zum Teil verfremdet, neu zusammengesetzt und digital abgerufen; Musik wird teilweise industriell und in extremer Arbeitsteilung produziert. Umso wichtiger ist es für Kinder, Gelegenheit zu bekommen, auch lebendige, handgemachte Musik zu erleben, deren Entstehung für sie nachvollziehbar ist.
- Kinderlieder als Ausdruck kindlicher Emotionalität
Kinderlieder stimulieren die Fähigkeit, den eigenen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, das Innere nach außen zu tragen; durch das Zusammenwirken von Musik, Sprache und Körperausdruck werden Gefühle und Inhalte miteinander verbunden. Das kann durch Ausprobieren mehr oder weniger zufällig „entdeckt“ werden – es kann aber auch durch Beobachtung begriffen, also auch gezielt angeregt werden. Kinderlieder begünstigen die ganzheitliche Entwicklung von Kindern – sie stärken das Selbstvertrauen und fördern die Körperwahrnehmung, Fantasie und Kreativität.
Die Kombination „Musik und Bewegung“ fördert die Aufmerksamkeit, die Konzentration und das Reaktionsvermögen, durch Bewegungslieder können die Sinne, sei es visueller, auditiver, taktiler oder kinästhetischer Art, sensibilisiert werden.
Insofern erweitern Schulkonzerte die Möglichkeiten der Schulkinder.
- Kinderliederschulkonzerte als Motivation
Das Erlebnis eines Schulkonzerts gibt Kindern die Chance, in direkten Kontakt mit einem Künstler zu treten. Sie lernen das Werk eines Liedermachers/einer Liedermacherin kennen und erfahren, welche Person und Persönlichkeit hinter den Liedern/der Musik, die sie verfasst hat, steckt. Durch den persönlichen Bezug erleben Kinder den Künstler/die Künstlerin somit hautnah und sie werden dadurch motiviert, selbst zu singen, zu musizieren, zu tanzen und kreativ zu werden.
- Kinderlieder als Förderung des Singens
Mitsingen und Nachsingen, ob allein oder in der Gruppe, bedeutet das Erlernen einer Fähigkeit – Sensibilisierung des Hörsinns und der Stimme. Geschieht dies in einem lustvollen Zusammenhang ohne Leistungsdruck, wird die Begeisterung für das Singen geweckt. Auch das kann und soll ein Schulkonzert bewirken.
- Kinderlieder als wichtiges Mittel für Spracherwerb und Sprechentwicklung
Durch Reime und Bindung des Textes an die Musik werden unterschiedliche Teile des Gehirns beansprucht und verbunden. Dadurch werden Verbindungen geschaffen, die das Erlernen von Sprache erleichtern und die Entwicklung des Sprechens fördern.
1 Antwort
[…] gute Gründe“ für Schulkonzerte hinweisen. Die haben wir im Mai 2015 in dem Artikel „Lustvoll und ohne Leistungsdruck“ veröffentlicht. Mit Helmut Meier zusammen habe ich diese Liste mal entwickelt. Hier beim Tag des […]