2 mal 3 Fragen an … Beate Tarrach
BEATE TARRACH wurde in Brandenburg geboren. Nach einem Ingenieursstudium machte sie eine Ausbildung zur Erzieherin. Seit 2003 arbeitet Beate Tarrach freiberuflich als Pädagogin und Liedermacherin. Sie erfand die „Liederliesel“ und das Duo „Leichtfuß und Liederliesel“ und bereits 2004 erfand sie ihre ersten Lieder und Lerngeschichten für ihr Projekt „Abenteuer Englisch“. Seit 2005 entstanden zusammen mit Reinhard Simmgen, alias Leichtfuß, zahlreiche Mitmach- und Bewegungslieder für Kinder sowie Musiktheater-Programme in deutscher Sprache. Mit ihren Projekten „Abenteuer Englisch“ und „Musiktheater Englisch“ bringt sie außerdem die englische Sprache in Kindergärten und Grundschulen.
– Fragen von Elke Kamper –
Was macht aus deiner Sicht ein Lied zum Kinderlied?
Den Anspruch, ein Kinderlied zu sein, hat wohl jedes Lied, welches ganz speziell für diese Zielgruppe gemacht wurde. Der jeweilige Autor/Komponist sollte sich bemüht haben, mit seinen Texten und Melodien die Herzen der Kinder zu erreichen und darin Inhalte zu vermitteln, die eng mit ihrer (Er-)Lebenswelt verbunden sind. Die in ihnen verwendete Sprache sollte auf die Altersgruppe abgestimmt sein, an die sich das Lied richtet. Ein gutes Kinderlied ist für mich eines, bei dem dieses Bemühen auch erfolgreich war, weil es die Kinder wirklich erreicht. Es kann wie ein Sonnenstrahl sein, der Herzen erwärmt, es kann trösten oder nachdenklich machen und es kann ein kraftvoller Impuls sein, der direkt ins Blut geht, und den Körper zum Tanzen bringt.
Welches Kinderlied gefällt dir besonders gut und warum?
Schwer zu sagen, denn ich mag schon viele Lieder meiner lieben Kollegen. Eines, das mir in besonderer Weise zu Herzen geht, ist „Es ist Zeit“ von Unmada. Es vereint vieles: In den Strophen kommt es nahezu kämpferisch rüber und ist im Refrain ganz weich und voller Liebe zum Leben. Die Einfachheit seiner Worte und die Klarheit der Melodie berühren mich zutiefst. Es ist ein mutiges Lied und es zeigt Wege, die wir gemeinsam gehen müssen, um unser Dasein auf dieser Erde gerechter und nachhaltiger zu gestalten. Außerdem entstand das Lied von und mit Kindern, wodurch sie ganz sicher eine besondere Nähe zu ihm haben.
Warum seid ihr als „Leichtfuß und Liederliesel“ gute Kinderlied-Erfinder?
Hmm … ob ich das bin, müssen ja in jedem Falle die Kinder entscheiden! Aber ich kann sagen, dass wir bei unseren Konzerten und CDs auf viel Begeisterung stoßen. Ich glaube, unsere Lieder sind fast immer recht eingängig, so dass sie schnell mit geträllert werden können. Und das tun wir auch sehr gern: wann immer es geht, gemeinsam singen – mit Kindern und Eltern. Außerdem versuchen wir, in vielen Liedern Möglichkeiten zu Bewegung und Tanz einzubauen, und die miteinander verbrachte Zeit so zu einem ganzheitlichen Erlebnis für uns alle werden zu lassen.
Was die Inhalte unserer Lieder betrifft, so sind es einfach die zeitlosen Themen, die in mir seit meiner eigenen wundervollen Kindheit ganz stark präsent sind. Ich glaube, ich habe deshalb bis heute viel „Kind“ in mir bewahrt und das spiegelt sich sicher in den Texten wieder. Dabei bemühe ich mich immer, authentisch zu sein, in ein Lied das hineinfließen zu lassen, was mich selbst bewegt und was ich fühle.
Dürfen Kinderlieder in der heutigen Zeit eine heile Welt vorgeben oder darf ein Kinderlied auch politische Aussagen haben?
Na unbedingt letzteres! Wir dürfen den Kindern doch nichts vormachen. Ein gutes Lied ist doch nur eines, was wirklich von Herzen kommt, und wenn uns selbst ein politisches Thema so sehr bewegt, dass daraus ein Lied werden will, dann nur zu! Wir sollten Kindern die Kompetenz zutrauen, politische Themen zu verstehen und hören zu wollen. Sie sind doch Mitglieder unserer Gesellschaft, also ist es wichtig, dass wir uns mit ihnen über die Probleme austauschen, die das Zusammenleben auf unserem Planeten mit sich bringt. Wir müssen Kinder ernst nehmen, denn nur so werden sie das Vertrauen in sich spüren, in der Welt etwas bewirken zu können.
Haben sich die Kinderlieder die du und dein Partner bei „Leichtfuß und Liederliesel“ schreiben und aufführen von Anfang bis heute verändert?
Ja, weil auch wir uns verändern und entwickeln. Das, was ich heute und hier aufgeschrieben habe, war mir sicher nicht von Anfang an so klar wie jetzt. Viele Erkenntnisse und Überzeugungen entstehen durch das sich einlassen auf die Kinder. Wenn man selbst wirklich offen und im inneren Kontakt mit den Kindern bleibt, entwickelt man sich intuitiv in eine Richtung, die nicht vorhersehbar ist. Hinzu kommt, dass sich mit unserer veränderten familiären Situation auch unsere Schwerpunkte verlagern. Unsere Kinder sind groß geworden und so haben wir begonnen, uns stärker Themen im Außen zuzuwenden, zum Beispiel der Unterstützung Bautzener Friedensaktivisten oder Projekten mit Flüchtlingen. Dies fließt natürlich auch in neue Liedideen ein.
„Unsere eigenen Wege gehen – unabhängig vom Mainstream“
Manchmal haben wohlmeinende Leute zu uns gesagt, wir sollten doch mal einen „richtigen Hit“ schreiben, einen bei dem man gleich mal richtig reich und berühmt wird, und wir sollten uns dazu an dem orientieren, was derzeit kommerziell angesagt ist. Irgendwie haben unsere inneren Stimmen dazu nie „Ja“ sagen können, denn uns war und ist es immer am wichtigsten, unseren eigenen und natürlich den gemeinsamen Weg der Herzen zu gehen, unabhängig vom Mainstream.
Wie wichtig sind die Auftritte für euch und gibt es Orte, an denen ihr besonders gerne eure Lieder und Theaterstücke aufführt?
Auftritte sind ein großer Teil unseres Lebens und uns schon deshalb sehr wichtig. Natürlich sind sie zum einen Broterwerb, aber auch noch so viel mehr: Sie sind Quell unserer Freude und Inspiration, Prüfstein für Neues und Wegweiser unserer Arbeit. Je häufiger wir ein Programm aufführen, um so „runder“ wird es, um so differenzierter können wir auf der Bühne miteinander agieren und um so freier werden wir. Diese gewonnene Freiheit ermöglicht es uns, spontan Neues auszuprobieren, was natürlich den Spaßfaktor für uns selbst deutlich steigert. Das wiederum wirkt sich auch auf das Publikum aus, das uns durch sein Feedback deutlich zu verstehen gibt, was ihm gefällt und was nicht.
„Weniger ist mehr und auf die Inhalte kommt es an!“
Am liebsten mögen wir die kleinen, „feinen“ Auftritte in entspannter und ruhiger Atmosphäre, bei denen wir eine möglichst große – auch räumliche – Nähe zu den Kindern haben. Es tut gut, wenn wir uns für eine gewisse Zeit ganz aufeinander einlassen können, und nicht durch allzu viele Hüpfburgen und Stände eine starke Ablenkung von außen einwirkt. Oft liegt sehr viel daran, wie intensiv und in welcher Weise die Pädagogen vor Ort die Veranstaltung geplant haben. Unsere Erfahrung besagt: weniger ist mitunter mehr und auf die Inhalte kommt es an!
Wir lieben es sehr, mit Kindern und Eltern gemeinsam zu singen und zu tanzen und dabei besondere Momente des Miteinanders entstehen zu lassen.
Ein Friedensled zum Interkulturellen Miteinander & schöne Grüße aus dem ODENwald https://www.youtube.com/watch?v=nQmT3FxqGWE