2 mal 3 Fragen an … Astrid Hauke
ASTRID HAUKE ist Musikerin, Schauspielerin und Clownin. Bekannt ist sie vor allem in ihrer Figur „LIESELOTTE QUETSCHKOMMODE“. Sie wuchs in Bremen in einer musikalischen Familie auf. An der Bremer Bühne nahm sie Schauspielunterricht und stand schon als Kind auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“. Sie lernte Klavier und Gesang, spielt Gitarre, Akkordeon, Ukulele und Digeridoo. Nach ihrer Schul- und Ausbildungszeit (als Arzthelferin) begab sich die lebensfrohe Künstlerin auf Weltreise und begegnete dort Menschen, Kulturen und deren Musik. Ein halbes Jahr Australien, Neuseeland und Costa Rica und ein Jahr im Norden Englands inspirierten sie zu vielen Songs. An diversen CD-Produktionen im In- und Ausland war sie beteiligt. 1998 wurde sie Mutter. Sie begann, Kinderlieder zu schreiben und absolvierte ein Studium der Pädagogik an der Uni Bielefeld. Sie entwickelte die Figur „LIESELOTTE QUETSCHKOMMODE“. Mit ihr beglückt und bewegt sie ihr Publikum. Außerdem ist Astrid Hauke zertifizierte Humortrainerin nach Dr. Eckart von Hirschhausen.
– Fragen von Elke Kamper –
Was macht ein Lied zum Kinderlied und wie einfach darf es sein?
Ein Lied ist dann ein Kinderlied, wenn es das Herz der Kinder berührt, wenn es Bilder und Ideen in ihnen entstehen lässt. Dann entwickeln wir Menschen, egal ob Kind oder ausgewachsen, ein emotionales Erlebnis mit dieser Musik. Glücklicherweise sind wir alle so unterschiedlich, dass jeder von uns andere Vorstellungen durch Klänge entwickelt. Ein Kinderlied ist für mich ein Kinderlied, wenn Kinder es mögen, hören, tanzen und singen. Musik, die bewegt, lebt in uns weiter …
Wie einfach darf das Kinderlied sein?
Ich glaube, ein Kinderlied darf sehr einfach oder auch kompliziert sein, solange es Spaß macht. Wenn wir in der Lage sind, es aufzunehmen und damit etwas „anfangen“ können, dann ist es egal, wie einfach das Lied ist. Musik, die wir lieben, macht uns Spaß.
Welches Kinderlied gefällt dir besonders gut und warum?
Mir gefallen Kinderlieder, die wir auch als sogenannte Volkslieder kennen. Sie verbinden Generationen miteinander und ermöglichen es uns, zum Beispiel mit Senioren, Eltern und Kindern gemeinsam zu singen.
Ob „Im Märzen der Bauer“ oder „Der Kuckuck und der Esel“, hier entsteht lebendiger Kontakt der Menschen durch Kinderlieder. Es ist zum Teil die einzige Verbindung, die uns generationsübergreifend auch außerhalb der Familie bleibt. Super finde ich auch die heilenden Kräfte durch ein Lied wie zum Beispiel „Heile, heile Gänschen“.
Wenn ich für mich allein Musik höre, komponiere oder schreibe, dann mag ich gerne Jazz und Pop.
Warum bist du eine gute Kinderlied-Erfinderin?
Diese Frage finde ich schwer zu beantworten. Ich bin definitiv Kinderlieder-Erfinderin und kann davon meine Familie ernähren und leben. Es macht mir Spaß und ich werde zu vielen fantastischen Veranstaltungen eingeladen. Dafür bin ich sehr dankbar!
Astrid, Du bist ja außerdem noch mit deiner Bühnenfigur „Lieselotte Quetschkommode“ als Klinikclown unterwegs! Erzähl uns mehr darüber und auch darüber, wie du dabei die Musik, das Kinderlied einsetzt?
Immer mehr Krankenhäuser und Seniorenheime machen sich die neuesten Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung zu nutze, um die Lebensqualität ihrer Patienten und BewohnerInnen und deren Kranken- und AltenpflegerInnen gezielt zu steigern. In Zusammenarbeit mit der Stiftung „Humor hilft heilen“ von Dr. Eckart von Hirschhausen läuft derzeit ein einzigartiges NRW-weites Projekt. Bei der Umsetzung ist „LIESELOTTE QUETSCHKOMMODE“ mit von der Partie.
Mit dabei hat sie stets das Akkordeon, ihre Quetschkommode. Als ausgebildete Schauspielerin und Clownin agiere ich mit viel Einfühlungsvermögen aus dem Bauch heraus. Die Begegnung mit den Menschen steht immer im Vordergrund. Es ist einfach wichtig, Emotionen zu zeigen. Glückliche Augenblicke, die in Erinnerung bleiben. Für mich und meine Klinik-Clown Kollegen ist das stets eine Balance zwischen Lachen, Zuhören, Geschichten spielen, Stille und Musik.
Diese Balance ist die Spezialität von „LIESELOTTE QUETSCHKOMMODE“. Die Figur sprudelt vor Lebensfreude. Das reißt Menschen einfach mit.
Es geht darum, schöne Erinnerungen zu schaffen. Ich habe mal ein kleines fünfjähriges Mädchen mit Leukämie besucht. Ein halbes Jahr später stürmte sie auf mich als Lieselotte zu und freute sich. Die Schmerzen waren vergessen, aber die Begegnung mit Lieselotte nicht.
Kinderlieder spielen bei den Klinik-Clown-Besuchen eine sehr große Rolle.
Mit altbekannten Kinderliedern:
- erreichen wir Menschen mit kognitiven Einschränkungen (z.B. Demenz)
- stärken wir das Selbstbewusstsein
- wecken wir die Sinne
- fördern wir lebendige Begegnungen
Da wo Sprache aufhört, fängt Musik an. Unser Gehirn kann vieles vergessen, unser Herz jedoch vergisst nichts. Diese bleibenden emotionalen Erinnerungen werden häufig durch ein Kinderlied geweckt.
Gibt es weitere Projekte bei denen Du im „Auftrage des Kinderliedes“ unterwegs bist?
Ja, gerne unterstütze ich Menschen, die sich fachfremd fühlen in Fortbildungen. Dort beschäftigen wir uns mit Humor, Präsenz und Musik. Lehrer, Multiplikatoren, ErzieherInnen und Pflege- sowie Klinikpersonal sind die Zielgruppen.
Die Titel sind:
- Daumen hoch für erhöhte Lebensfreude
- Musik für Unmusikalische
- Beziehungspflege mit Humor
In allen meinen Seminare spielt das Kinderlied eine Rolle.
Was denkst du, darf ein Kinderlied auch traurig sein?
Auf jeden Fall darf ein Kinderlied traurig sein. Es gehört zum Leben dazu, traurig zu sein. Ich würde jeder Emotion ein Lied schenken. Singen ist Balsam für die Seele.