Nicht von schlechten Eltern – 3Berlin und Freunde
– Eine CD-Besprechung von Frank Korf –
„Nicht von schlechten Eltern“ heißt die neue CD von 3Berlin. Das Besondere daran: Diane Weigmann, Carsten Schmelzer und Tobias Weyrauch haben sich für diese CD viele Gastmusiker mit ins Boot geholt. Mit jedem dieser Gastmusiker haben sie zusammen einen Song geschrieben und aufgenommen. Herausgekommen ist dabei ein ausgesprochen abwechslungsreiches Album mit vielen originellen Texten, die sich alle irgendwo um Themen aus der Lebenswelt von Kindern und Familien drehen.
Los geht’s zunächst mit „Reden ist Gold“, einem recht eingängigen und peppigen Popsong, in dem es darum geht, dass man bei Konflikten doch miteinander reden und eine Lösung suchen soll. Bei diesem Lied – zu dem es auch ein tolles Video gibt – haben alle Gastmusiker mitgewirkt.
Bürger Lars Dietrich als rappende Bazille
Thematisch ähnlich gelagert ist „Drüber lachen“, ein Song den 3Berlin zusammen mit Flo Sump von der Hamburger Hip-Hop-Formation „Deine Freunde“ geschrieben und aufgenommen haben. Was tun, wenn man sich gestritten hat? „Das Gesicht zur Faust geballt stehen wir uns gegenüber“ – wer ist schlau genug, den ersten Schritt zu machen, damit man am Ende gemeinsam drüber lachen kann?
Gerappt wird auch in „Schrubb Schrubb“, einem Lied übers Zähne putzen, in dem Bürger Lars Dietrich die rappende Bazille gibt. In „Couchpotato“, dem Song mit Tom Reiss – besser bekannt als Bauer Anton von der „Mukketierbande“ – geht’s darum, mal von der Glotze weg zu kommen, raus zu gehen und sich zu bewegen. herrH malt sich in „Die Chefmütze“ aus, was man als Kind wohl so alles machen würde, wenn man einen Tag lang mal alles bestimmen könnte. Bei beiden Titeln sind die jeweiligen Gastmusiker musikalisch klar rauszuhören.
„Einer fehlt immer“: Eindringlicher Text und tolle Musik
In dem kernigen Lied „Mir platzt gleich der Kragen“, das in Zusammenarbeit mit Blanche Elliz, Peter Schenderlein und Max Vonthien von Rumpelstil entstanden ist, geht’s darum, dass Eltern manchmal so mit sich beschäftigt sind, dass sie für ihre Kinder nicht ansprechbar sind. In dem recht wuchtigen Song „Hamma Mama“ gibt Kai Lüftner („Rotz’n’Roll Radio“) mit düsterer Stimme ein quengeliges Kind und Diane die überforderte Mama. Auch einen Mutter-Kind-Dialog gibt’s in der „Fressmaschine“ ,wo Momo Djender die Rolle des Kindes übernimmt, das lieber viel und ungesund isst und von Zucchini, Spinat und Broccoli eher nichts wissen möchte.
Was ist, wenn Mama und Papa getrennt und weit weg voneinander leben? „Einer fehlt immer“ überzeugt mit einem eindringlichen Text und toller Musik. Geschrieben wurde dieser Song zusammen mit Vince Bahrdt und Patrick Bach, auch bekannt als „Skipper & Bones“ von „Jake und die Nimmerland Piraten“. Der absolute Lieblingstitel meines Sohnes ist „Wenn ich groß bin und du klein“, den 3Berlin zusammen mit Volker Ludwig (Grips Theater) geschrieben haben. Das Lied ist aus Sicht eines Kindes gesungen, das sich ausmalt, wie das wohl sein wird, wenn es groß ist: „Wir fahren dann dreimal um die Welt, ich verdien‘ ja dann ganz viel Geld“. Ein fantasievoller Text und eine schöne Melodie.
Glückwunsch zu diesem Projekt: Super Idee, toll umgesetzt
Auch mit dabei: Karolin Kretzschmar („Eule findet den Beat“) mit einem Song über die Schwierigkeiten des Kofferpackens, Carmen Hatschi mit einem Lied über Allergien und Felix Janosa („Ritter Rost Band“) mit „Sitzstreik“. Die Vorgänger-CD „Von Farbenfeen und Stinkesocken“ zielte eher auf jüngere Kinder. „Nicht von schlechten Eltern“ dürfte ein deutlich breiteres Altersspektrum ansprechen, Mamas und Papas inklusive. Man kann 3Berlin zu diesem Projekt beglückwünschen – super Idee, toll umgesetzt. Vielleich gibt’s ja mal eine Fortsetzung.