Pelemele! macht glücklich
– Ein Konzertbericht von Matthias Meyer-Göllner –
Was unterscheidet ein Kinder-Rockkonzert von einem für Erwachsene? Die Erwachsenen haben mehr Spaß … zumindest wenn sie mit ihren Kindern ein Pelemele-Konzert besuchen. Erkennt man beim Hineingehen noch die ein oder andere Alltagsstressfalte, sieht man am Ende gelöste Gesichter. Und das liegt nicht nur daran, dass die eigenen Kinder so begeistert sind … Die allergrößte Qualität von Pelemele ist ihre Fähigkeit, auf das Publikum zuzugehen.
Natürlich: Musikalisch stimmt alles, die vier Musiker grooven und wissen, wo die richtigen Töne auf ihren Instrumenten sitzen. Leadsänger und Bassist Picco Fröhlich nutzt seine Leersaiten-Momente für die richtige Geste oder übergibt den Bass an seinen Gitarristen Dave Mirche, wenn er selbst in die ersten Kinderreihen abtaucht, um sich mit ihnen im Schweineschlamm zu suhlen. Nein, falsch, beim schweinischen Blues übernimmt Keyboarder Florian Bergmann den Bass, um Dave ein klassisches Blues-Solo zu ermöglichen.
100 Prozent Musik und null Prozent aus der Dose
Im Lineup stehen diese drei vorn, während im Hintergrund Andreas Niemann für einen grundsoliden Groove sorgt – jeder Ton sitzt genau da, wo er hinsoll, kein einziger ist überflüssig. Und der Töne sind viele: Keine langatmigen Überleitungen oder Vorübungen unterbrechen den Fluss der Musik, wenn etwas zu erklären ist, dann immer zum Beat.
Zum Beispiel die Tänze: Drei Männer machen den Elefantentanz und reißen dabei alle mit – allein durch ihre grobgelenkige Beweglichkeit und Andreas spielt und spielt … Fast hundert Prozent Musik und dabei null Prozent aus der Dose, alles handgemacht, auch das eine Qualität, die keinesfalls Standard ist (und natürlich dem Musikliebhaber in mir besonders viel Spaß macht).
Das Gefühl, mit zur Pelemele-Family zu gehören
Aber zurück zum primären Qualitätsmerkmal: Pelemele lassen uns und die Kinder in jedem Moment spüren, dass wir ihnen etwas bedeuten. Das klingt vielleicht ein bißchen pathetisch, ist aber wichtigstes Merkmal eines Kinder-(ja auch Rock-)Konzertes. Die vier Musiker – allen voran Picco – kümmern sich um uns und die Kinder, immer wieder wird Kontakt hergestellt, mit den Kindern gespielt, mit den Erwachsenen gescherzt und wir haben alle das Gefühl, mit zur Pelemele-Family zu gehören.
Die Gefahr, dabei in ein großes „Friede-Freude-Eierkuching“abzugleiten, wird mit kleinen ironischen Brüchen gemeistert, wenn Gitarrist und Sänger zu einem Wettstreit-Gesang um die stinkendsten Stinkefüße anheben oder Picco mit den im Schlamm wühlenden Kindern lauthals „Ich fühl mich sauwohl“ grölt.
Diese Band macht glücklich
Wenn es überhaupt noch etwas zu verbessern gibt an der aktuellen Pelemele-Show, dann sind es womöglich die (wie erwähnt nur spärlichen) Dialoge auf der Bühne, bei denen leider noch der eine oder andere schöne Gag im Nichts des gegenseitigen Ins-Wort-Fallens versickert.
Aber die spielen zum Glück nur eine untergeordnete Rolle und man kann sich auch in Zukunft nur wünschen, immer ein Kind als Alibi zu finden, um zu einem Pelemele-Konzert zu gehen, denn das scheint immer zu funktionieren – diese Band macht glücklich.