Der Deutsche Kinderliederpreis 2017

Das Nürnberger Kinderliederfestival wird 20! Aus diesem Anlass wird  bereits zum achtzehnten Mal ein Wettbewerb ausgerichtet: Seit 2017 „Deutsche Kinderliederpreis“ genannt. Teilnehmen kann jeder, der ein passendes Kinderlied zum Thema „Last uns Feste feiern“ hat und dies bis zum 29.April auf der speziell dafür ins Leben gerufenen Seite hochlädt.

Im Gespräch berichtet Geraldino über den Wettbewerb des letzten Jahres, wie verschiedene Neuerungen angenommen wurden und was er sich für die Zukunft erhofft.

– Fragen von Matthias Meyer-Göllner –

Mit 20 ist noch lang nicht Schluss! Geraldino will sicherstellen, dass Nürnberg noch lange von der Kinderliederwelt profitiert.

Mit 20 ist noch lang nicht Schluss! Geraldino will sicherstellen, dass Nürnberg noch lange von der Kinderliederwelt profitiert.

Geraldino, du hast ja in diesem Jahr dein 19. Kinderliederfestival zum 17. Mal als Wettbewerb durchgeführt. Zum ersten Mal hast du ihn dabei „Deutscher Kinderliederpreis“ genannt. Warum?

Wir wollten den Preis aufwerten. Bisher lautete der offizielle Titel „Kindermusikpreis der Nürnberger Nachrichten, verliehen im Rahmen des Geraldino-Kindermusikfestivals“. Das war uns ein bisschen zu sperrig. Rodscha und Tom haben uns darauf gebracht, dass es der einzige Preis für Kinderlieder in Deutschland ist. Deswegen haben wir gesagt, wir benennen ihn einfach um in „Deutschen Kinderliederpreis“.

Es gab ja auch eine inhaltliche Neuerung: Bisher hattest du im Vorfeld eine Jury, die unter den Einsendungen die besten Songs ausgewählt hat. In diesem Jahr hast du’s anders gemacht.

Genau. In Zusammenarbeit mit Chrissi vom Kindermusikkaufhaus haben wir ein System entwickelt, bei dem jeder Musiker, der sich am Festival mit einem Titel beteiligen wollte, seinen Song zunächst hochladen konnte. Jeder Musiker hatte aber auch die Aufgabe, die anderen zu beurteilen. Dafür konnte er 16 Punkte vergeben.

So wurde die Jury hauptsächlich durch die Musiker gestellt. Es gab noch ein paar Auserwählte, die zu dieser Jury dazu kamen: Der Veranstalter (Tafelhalle Nürnberg), die Nürnberger Nachrichten und Geraldino und die Plomster.

Wie war die Resonanz auf das neue Bewertungssystem?

Durchwachsen. Wir haben nicht damit gerechnet, dass sich Leute gegenseitig 16 Punkte geben würde, weil sie sich offensichtlich kannten. Das müssen wir natürlich abstellen. Deshalb wird man in Zukunft maximal drei Punkte an einen Teilnehmer vergeben können. Den Rest muss man splitten.

Außerdem gab es den Fall, dass einige wenige gar nicht abgestimmt haben. Das ist natürlich auch unfair, weil diese Punkte dann für die Konkurrenten wegfallen. Das wollen wir auch ausmerzen.

Das heißt, wer nicht abstimmt, fliegt raus?

Genau. Wenn man nicht selbst votet, kann man an dem Wettbewerb nicht teilnehmen.

Aber es haben auch viele sehr positiv darauf reagiert. Häufig wurde gesagt: „Wir haben ja bisher gar nicht mitbekommen, wie viele, tolle Lieder  bei so einem Wettbewerb eingesandt wurden.“ Dadurch, dass sie sich alles angehört haben, waren sie ganz überrascht über die hohe Qualität der Mitbewerber.

Das ist ja für den Einzelnen ziemlich aufwändig. Es sind über 60 Titel gewesen und die muss man sich im Zweifelsfall auch mehrmals anhören, um eine vernünftige Entscheidung fällen zu können. Du hattest ja zuletzt bei den Jurys der vergangenen Jahre das Gefühl, die hören sich das gar nicht mehr alles an. Wie ist es jetzt: Glaubst du die Teilnehmer hören sich das mehr an, als die Jury vorher?

Ich weiß natürlich nicht, wie intensiv sich die Leute die Songs anhören. Aber ich glaube, mehr Fachleute hören sich die Songs an. Selbst wenn die Kollegen vielleicht nur in die Songs reinhören, verschaffen sie sich doch einen anderen Überblick. Deshalb glaube ich, dass die Jury in dieser Form letztendlich besser ist.

Genau. Kinderliedermacher und Kinderliedermacherinnen sind ja im Moment immer noch die besten Fachleute, was Kinderlieder angeht, denn sie haben vermutlich einen größeren Überblick über die Musikszene im Vergleich zu anderen Leuten, die doch bestenfalls einen Ausschnitt kennen.

Und ich muss auch sagen, dass diesmal die spannendsten Songs unter den ersten 15-20 waren. Eine gute Wertung.

Fand ich auch. Ich hab zum Beispiel die drei Siegertitel, die nachher beim Wettbewerb waren, vorne gehabt. Von daher ist das ein gutes Ergebnis.

Das denke ich auch. Im nächsten Jahr wollen wir das noch ausbauen. Im Anschluss an das interne Voting soll es eine Publikumsabstimmung geben. Da kann dann jeder seine Fans mobilisieren und wir können so noch die Publicity für den Wettbewerb verbessern.

… Und für das Kinderlied.

Auch für das Kinderlied. Da hören die Leute dann rein und bekommen mit, wie viel unterschiedliche Kindermusiktitel es gibt.

Ist die Teilnehmerzahl in all den Jahren in etwa gleich geblieben?

Das ist eigentlich merkwürdig. Es sind immer so zwischen 50 und 70 Teilnehmer. Das ist auf der einen Seite eine gute Zahl, auf der anderen Seite denke ich: Eigentlich gibt es doch viel mehr Leute. Viele weigern sich aber auch, bei so einem Wettbewerb mitzumachen, weil sie der Meinung sind, Musik sei etwas, das man nicht in sportliche Wettkämpfe führen sollte.

Wobei deine Hauptintention nicht der Wettbewerb ist. Im Vordergrund steht ja der Spaß und der Kontakt und letztendlich auch wieder die Öffentlichkeitswirksamkeit: Es gibt all diese tollen Kinderlieder. Zum Beispiel die Band, die in diesem Jahr gewonnen hat…

Eine neue Band am Kinderlieder-Horizont erobert das Kinderliederfestival 2017.

Eine neue Band am Kinderlieder-Horizont erobert das Kinderliederfestival 2017.

Mami und die Papperlapappies …

Kannte ich vorher noch nicht.

Schramme, Claus, Sandie, Jochen und Marcel sind "Mami und die Papperlapapis".

Schramme, Claus, Sandie, Jochen und Marcel sind „Mami und die Papperlapapis“.

 

Die gibt‘s auch noch nicht lang. Die machen erst seit etwa einem dreiviertel Jahr Musik für Kinder. 15 Jahre lang haben sie Covermusik gemacht. Die Musiker sind total Klasse. Alles Leute, die jetzt in das Alter gekommen sind, in dem sie selber Kinder haben. Dann haben sie sich gesagt: Jetzt machen wir mal Musik für unsere Kinder, die auch uns gefällt. Haben allerdings auch erst vier eigene Songs.  Auf ihrer CD hört man ansonsten Coverversionen bekannter Songs. War eine super Entdeckung auf dem Festival.

Ist ja auch ein toller Start: Nach einem dreiviertel Jahr Kindermusik gleich den Wettbewerb gewinnen.

Robert Metcalf sichert sich mit jazzigen Klängen Platz 3 des Kinderliederpreises 2017.

Robert Metcalf sichert sich mit jazzigen Klängen Platz 3 des Kinderliederpreises 2017.

Wahnsinn! Das hätte keiner gedacht. Mein Favorit war eigentlich Robert Metcalf, weil man den durch die Medien kennt. Der ist mit seinen Liedern in jedem Kindergarten präsent. Da habe ich gedacht, dass er hier abräumt und das Publikum in Nürnberg auf seinen Seite ziehen wird. Er hat auch eine tolle Performance mit seiner Band abgeliefert. Trotzdem hat es nur zum dritten Platz gereicht. Es war diesmal allerdings auch sehr eng. Der Siegertitel lag nur vier Punkte vor dem Wassersong der Blindfische.

Das ist tatsächlich eng. Die knappste Entscheidung bisher?

Vor zwei oder drei Jahren gab es einmal nur zwei Stimmen Unterschied. Aber vier bei dreihundert Leuten in der Halle ist natürlich hauteng. Der dritte Platz hatte auch nur acht Stimmen weniger. Es war sehr spannend. Die drei Acts waren sehr unterschiedlich aber musikalisch auf einem ähnlich hohen Niveau.

Du hast ja das Thema Wasser vorgegeben. Wasser ist auf der Welt auch ein sehr politisches Thema. Man weiß um die Bemühungen großer Konzerne, den Wasserzugang zu privatisieren und den Menschen dann ihr Wasser zu verkaufen. Hat sich das in irgendeiner Form niedergeschlagen?

Ja, bei Robert Metcalfs Song auf jeden Fall: „Wasser ist wichtig“ – und dann wird beschrieben, warum es wichtig ist. Ich selbst habe auch einen Song gemacht, „Das Monster im Meer“. Da geht es um die Wasserverschmutzung und die Verschmutzung der Meere. Was mich sehr überrascht hat: Es wurden keine Piratenlieder eingesandt. Ich hatte gedacht, ich würde mit diesen Songs überhäuft werden, aber da kam gar nichts.

Nicht nur Inhalt, sondern auch Sound mit Bedeutung: Die Blindfische musizieren mit Wasser.

Nicht nur Inhalt, sondern auch Sound mit Bedeutung: Die Blindfische musizieren mit Wasser.

Ansonsten gingen alle sehr unterschiedlich mit dem Thema Wasser um. Die Blindfische haben ja mit Wasser Musik gemacht…

Auch auf der Bühne?

Ja, das war sehr abgefahren.

Haben die einen Pool auf die Bühne gestellt?

Die hatten drei Wasserbehälter auf der Bühne und haben mit Mikrofonen das Wasser abgenommen. So haben sie drei Wassergeräusche gesampelt und dann zu diesen Geräuschen mit ihren Instrumenten Musik gemacht.

Das klingt wirklich sehr abwechslungsreich.

Genau. Robert Metcalf kam mit eher jazzigen Klängen an, während Mami und die Papperlapappies mehr nach Singer/Songwriter-Pop klangen.

Wie lange willst du den Wettbewerb eigentlich noch machen?

Auf jeden Fall noch ein zwanzigstes Mal. Beim 20-jährigen Jubiläum wollen wir ein ganz großes Fest machen. Eine Stiftung wird 100 Karten an sozial schwache Familien verteilen können.

Prima. Das wäre dann das 20-jährige Jubiläum. Willst du auch den zwanzigsten Wettbewerb noch machen? Also nach meiner Rechnung mindestens noch drei?

Man wird sehen. Das Publikum schreit nach neuen Formaten und das Ganze ist ständig im Wandel begriffen. Da könnte sich so ein Format ein bisschen abnutzen. Zwanzig Festivals – das wäre eigentlich ein schöner Punkt um Schluss zu machen, oder sich etwas Neues auszudenken. Noch bin ich hin- und her gerissen.

Hätte denn der Wettbewerb auch eine Überlebenschance ohne dich?

Das Ganze ist nicht so einfach. Die Nürnberger Nachrichten – Hauptsponsor des Festivals – wollen, dass alles so bleibt, wie es ist. Wir haben schon öfter versucht, die Struktur des Wettbewerbs aufzulösen. Es sollte zum Beispiel nur der von einer Jury ausgewählte Siegertitel als Act zum Festival eingeladen werden, dazu Geraldino und die Plomster und eine Newcomer-Band. Aber das wollten die NN nicht: Entweder der Wettbewerb bleibt, oder der Hauptsponsor steigt aus.

Wir konnten deshalb nur versuchen Nuancen zu verändern. In diesem Jahr haben wir zum Beispiel eine junge Schauspielerin als Moderatorin gewinnen können,  um auch jüngere Eltern anzusprechen.

Wie heißt die?

Johanna Steinhauser. Eine Schauspielerin, die an den städtischen Bühnen und am Gostenhoftheater in Nürnberg arbeitet. Die hat das ganz toll gemacht.

Durch das Publikumsvoting beim Wettbewerb 2018 wollen wir auch versuchen, noch mehr Leute für das Festival zu begeistern. Und wir hoffen auf ein stärkeres Medienecho.

Wie war denn das Medienecho diesmal und wie hat sich das in den letzten zwanzig Jahren entwickelt?

Es ist eigentlich ein Trauerspiel, weil wir es nicht fertig bringen, das bayerische Fernsehen in die Halle zu holen. Aber ich habe neulich den Grund erfahren, warum das Fernsehen nicht kommt.

Na?

Veranstaltungen, die von den Nürnberger Nachrichten gesponsert werden, werden vom bayerischen Rundfunk nicht berücksichtigt.

Aber es gibt ja nicht nur den bayerischen Rundfunk als Fernsehen.

Wir hatten Gunnar Peschke vom Kinderkanal in der Jury, aber der hat sich auch nicht überreden lassen, etwas zu machen.

Ich bin ein bisschen desillusioniert, was die Medienresonanz angeht. Wir stecken da ziemlich viel Arbeit und Energie rein, verschicken CDs an alle Rundfunkstationen, an alle Kindersendungen. Und es passiert – nichts. Mittlerweile denke ich: Wenn sie es nicht würdig finden, darüber zu berichten, dann sollen sie es einfach bleiben lassen.

Wir machen eine schöne Veranstaltung für uns und man muss niemanden dazu zwingen, zu kommen.

Naja, es gibt ja auch den Deutschlandfunk, der schon öfter berichtet hat.

Das stimmt. Das Radio spielt auch öfter Sachen von unseren Festival-CDs und rezensiert sie auch.

Gibt es sonst noch etwas, was du der Welt zu deinem Festival mitteilen möchtest?

Es war sehr schön! Im nächsten Jahr gibt es wieder einen Wettbewerb zum Thema „Feste feiern“ und ich hoffe, dass die ganze Welt teilnimmt. Wenn es ein überragender Erfolg wird, mache ich weiter. Ansonsten denke ich mir etwas Neues aus, um Nürnberg auch in den nächsten fünfzig Jahren noch mit Kindermusik beglücken zu können.

 

LINK

deutscherkinderliederpreis.de

kindermusikkaufhaus.de

mamiunddiepapperlapapis.de

blindfische.de

robert-metcalf.de

Geraldino und die Plomster

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