Bühnenpräsenz – Auf den Augenblick kommt es an

– Ein Text von Astrid Hauke –

Lieselotte Quetschkommode

Lieselotte Quetschkommode

Gibt es einen Geheim-Tipp, wie wir Kinder einer Gruppe zur Konzentration bringen?

Auf jeden Fall gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Erzieherinnen, Erziehern und Live-Musikern. Es geht in beiden Berufen um Bühnenpräsenz. Bei beiden Berufsgruppen liegt der Schlüssel für erfolgreiches arbeiten im Kontakt, in der Interaktion mit dem Publikum beziehungsweise den Kindern. Ich glaube an die positive Wirkung strahlender Präsenz, die sich auf alle unsere Lebensbereiche übertragen lässt. Besonders in den Kindergarten, weil die Kinder dann in den Kontakt gehen und dem Angebot folgen.

Gibt es konkrete Tipps für Bühnenpräsenz?

Bühnenpräsenz hat viel mit Humor zu tun. Der Begriff Humor stammt ursprünglich aus der Säftelehre des Mittelalters. Hier verglich Herr Galen von Pergamon 200 n. Chr. das Verhältnis der Körpersäfte mit dem Temperament eines Menschen. Er behauptete, dass ausgeglichene Personen über gleichmäßig fließende Körpersäfte verfügen. Heute wissen wir, dass wesentlich mehr Flüssigkeiten in unserem Körper fließen, aber in Einem geben wir ihm recht: Wenn wir im Fluss sind, dann erscheint alles leichter, freudvoller und macht mehr Spaß.

Humor bedeutet also, gegenwärtig zu sein. Und damit wären wir wieder bei der Präsenz. Wenn wir ganz und gar im Hier und Jetzt sind, dann sind wir offen für jede Situation.

Wie kann ich das in der Kita umsetzen?

Im Kindergarten haben wir es mit einer Gruppe zu tun, die sich grundsätzlich von einem Publikum im Theater oder Konzertsaal unterscheidet. Sie kennen sich gut und wenn wir die Erzieherin mit dem Bühnenkünstler vergleichen, begegnet dieser seinem Publikum in der Regel einmal im Jahr. Erzieherinnen begegnen den Kindern täglich. Die Präsenz findet also öfter statt.

Für die Umsetzung empfehle ich als erstes, transparent zu sein mit den eigenen Emotionen. Wenn ich wütend bin, dieser Wut Ausdruck zu verleihen und wenn ich etwas lustig finde zu lachen. Ganz authentisch und ehrlich. Denn ehrlich währt am Längsten. Kinder haben ein erhöhtes emotionales Gespür.

Lieselotte Quetschkommode

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Darüber hinaus trainiere ich in Fortbildungen viele Erzieher, Pädagogen und Multiplikatoren in der Präsenz des Körpers.

Unser Körper ist immer präsent. Auch wenn wir gerade in Gedanken sind oder auf dem Bahnsteig stehen. Wir werden ständig von anderen Personen „gelesen“. Ob wir es wollen oder nicht.

Deshalb empfehle ich in der Kita stets eine offene Körperhaltung. Damit signalisiere ich wertschätzendes Interesse an meinem Gegenüber und nehme den Kontakt auf.

Zählt das auch für die Blicke?

Ja, wenn ich auf Menschen zugehe, dann zählt der erste Augenblick. Der allererste Blickkontakt ist ausschlaggebend für den weiteren Verlauf des Kontaktes zu dieser Person. Man sagt ja auch „Der erste Augenblick zählt und der letzte Eindruck bleibt“.

Im Kindergarten besteht die Kunst darin, sich auf Augenhöhe mit den Kindern und den Kolleginnen und Kollegen zu begeben. Sie und ihre Belange zu verstehen. Dabei behalten wir als gute Erzieherinnen und Erzieher dennoch unseren „Status“.

Übrigens, zum Thema Bühnenpräsenz wird es beim Kinderliedermagazin in Zukunft weitere Veröffentlichungen geben.

Links:

www.kindersause.de
www.astridhauke.de

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