Stimme, Rhythmus und Gebärde: kindermusik.de-Treffen im winterlichen Taunus

– Ein Text von Matthias Meyer-Göllner –

kindermusik.de-Treffen 2016 im winterlichen Taunus

kindermusik.de-Treffen 2016 im winterlichen Taunus

Der Schnee war auch eine Attraktion – vor allem, wenn man wie ich aus dem hohen Norden in Kiel angereist war, wo man dieses seltene Gut in diesem Winter überhaupt noch nicht erleben konnte – aber beim diesjährigen kindermusik.de-Treffen diente er eher als Hintergrund.

Vor malerisch weißer Kulisse trafen sich Kinderliedermacherinnen und Kinderliedermacher aus dem deutschsprachigen Raum in Schmitten am Feldberg, um sich auf den Stand der Dinge zu bringen. In unterschiedlichen Workshops, bei Diskussionsrunden im großen, wie im kleineren Kreis und nicht zuletzt mit viel selbst gemachter Musik wurden die Themen bewegt, die rund um das Kinderlied kreisen.

„Herausforderung und Lachpotenzial gleichzeitig“

„Super, aber das nächste Mal nehme ich einen Helm mit“, fasst Anders Orth vom „LilaLindwurm“ aus Mönchengladbach seine Eindrücke vom Rhythmus-Workshop mit Rolf Grillo zusammen. Vermutlich meint er damit unter anderem stuhlbeindicke Stöcke, die der Freiburger Dozent für Rhythmik und Percussion für die Teilnehmer von seiner jüngsten Neuseelandreise mitgebracht hatte. Und gemeinsam mit ihnen im Rhythmus durch die Luft fliegen ließ. „Maori-Stöcke mit Gesang waren Herausforderung und Lachpotenzial gleichzeitig“, so einer der Teilnehmer und lieferten gleichzeitig einen Ideenschatz für neue Lieder und Gestaltungen.

Denn das steht im Vordergrund beim alljährlichen Treffen der Autorenvereinigung „kindermusik.de“: Anregung und Austausch, Information und Diskussion. Inzwischen sind 47 Akteure der deutschsprachigen Kindermusikszene im Zusammenschluss locker organisiert und sie kommen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Aus Österreich, von der Flensburger Förde, vom Niederrhein und aus der Oberlausitz waren deshalb auch zu diesem Treffen die Teilnehmenden in den Taunus angereist.

Wie man „locker acht Konzerte in einer Woche singen“ kann

In den Workshops bot sich Gelegenheit zur besonderen Begegnung. Zu den Rhythmusspielen gesellten sich auch Seminare zu den Themen „Gebärden und Kinderlieder“ und eine Einführung in die „Complete Vocal Technique“. „Wir wissen jetzt, wie wir locker acht Konzerte in der Woche singen können“, berichtet Astrid Hauke alias „Lieselotte Quetschkommode“ (Bielefeld) aus dem Workshop mit Alexandra Ziegler.

Workshops beim kindermusik.de-Treffen 2016

Workshops beim kindermusik.de-Treffen 2016

Die Chorleiterin aus Frankfurt konnte nicht nur einen Einblick in die aus Dänemark stammende genreübergreifende Gesangslehrmethode geben. Sie widmete sich auch der Bearbeitung von Gesangsproblemen, was bei einzelnen Teilnehmern zu spürbaren Ergebnissen führte. „Es war ein sehr persönliches Erleben und sich öffnen“, beschreibt Reinhard Simmgen von „Leichtfuß und Liederliesel“ aus Kubschütz die Atmosphäre im Seminar, „das hat mich sehr berührt.“

Punkrock in Gebärdensprache

„Einen Tick zu heilig“, fand Ferri aus Frankfurt den Austausch zum Thema „Kinderlieder und Gebärden“ aber auch „kompetent, hilfreich, anregend umsetzbar.“ Wiebke Gericke ermöglichte den Autorinnen und Autoren ihres Workshops die Umsetzung eigener Lieder mit Gebärden.

Gemeinsam ergründeten die Teilnehmer dabei den sprachlichen und künstlerischen Gehalt eines Liedes und versuchten, diesen gemeinsam mit Gebärden aus der deutschen Gebärdensprache einzufangen. Gemeinsam mit der BabySignal-Gründerin aus Hamburg machten sie sich dabei allerdings nicht nur an „heilige“ Lieder. Schließlich wurde sogar ein Song der Bielefelder Punkrockband „Randale“ gebärdet: „Oh Weihnachtsmann, oh Weihnachtsmann, du bist ein cooler Typ …“

Im Verlaufe des Nachmittags wurden viele Ideen entwickelt, die „zu neuen Möglichkeiten in der Lied- und Programmgestaltung“ führen sollten. So hat es auch Beate Tarrach („Leichtfuß und Liederliesel“) empfunden, die das aus dem Workshop „erste Ideen für neue gemeinsame Projekte“ mitnimmt.

Die wirtschaftliche Seite des Kinderliedermacherberufs

„Ich integriere Gebärdensprache ab jetzt in meine Lieder und Programme“, zieht Frank Bode aus Herzberg sein persönliches Fazit: „Und ich beginne in kleiner Form, auch Fortbildungen und Projekte in Verbindung mit meinen Liedern anzubieten.“

Die wirtschaftliche Seite des Kinderliedermacherberufs stand schließlich bei einem Vortrag von Christian Krauß von der VG Musikedition aus Kassel im Vordergrund. Bei der Verwertung unserer Musik in gedruckter Form stand in den letzten Jahren vor allem das Kopieren von Noten in den Kindertagesstätten im Fokus der Öffentlichkeit.

Für viele Kinderliedermacherinnen und Kinderliedermacher machen die Einkünfte hieraus einen wichtigen Teil ihrer Existenzgrundlage aus. Das jährliche Gesamtaufkommen allein in diesem Bereich beträgt ca. 690.000 Euro. Da dieses Thema häufig ungenau medial transportiert wurde – bis hin zur Behauptung, das Singen von Martinsliedern im Kindergarten solle verboten werden – bestand auch hier Besprechungs- und Diskussionsbedarf.

Nächstes kindermusik.de-Treffen: 2017 in der Oberlausitz

Die Treffen von kindermusik.de folgen einem zweijährigen Rhythmus: Auf ein Treffen mit internem Charakter – so wie in diesem Jahr in Schmitten – folgt ein Festival, bei dem die Teilnehmenden gemeinsam Konzerte für die Öffentlichkeit entwickeln, proben und schließlich auch spielen.

Darauf darf man sich 2017 in der Oberlausitz schon freuen. „Leichtfuß und Liederliesel“ alias Beate Tarrach und Reinhard Simmgen aus Kubschütz bei Bautzen sind dabei, dieses Kinderliederfestival zu planen: Vom 01.-04.Februar 2017 soll es stattfinden und dann kann sich jeder davon überzeugen, wie die Erkenntnisse des diesjährigen Treffens Eingang gefunden haben in die Welt des Kinderliedes.

Links:

www.kindermusik.de

www.rhythmik-percussion.de

www.cvtdeutschland.de

www.babysignal.de

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2 Antworten

  1. Birte sagt:

    Klasse, da tummeln sich ja richtig viele tolle Beiträge! Ist Das Video Ball, Ball, das ist ein Ball auch schon online?
    LG Birte

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