Piet – Der Weihnachtspirat – Lila Lindwurm & Frank Bode

– Eine CD-Besprechung von Matthias Meyer-Göllner –

Piet - Der Weihnachtspirat

Piet – Der Weihnachtspirat

Was entsteht, wenn sich zwei gestandene Kinderlied-Projekte zusammentun, um zwei klassische Kinderliedthemen zusammen zu führen, die auf den ersten Blick kaum weiter voneinander entfernt sein könnten? Ein weihnachtliches Piratenhörspiel für Kinder mit viel Musik – mit viel Musik sind hier sieben Songs gemeint, die auch wunderbar ohne das Hörspiel funktionieren.

Piratige Seite des Weihnachtstrubels

Der LiLaLindwurm – bestehend aus Elke Kamper und Anders Orth (seines Zeichens langjähriger Piratenliedgegner) – und Frank Bode haben in ihrer gemeinsamen Produktion versucht, dem Weihnachtstrubel seine piratige Seite abzugewinnen und das machen sie mit großem Spaß. „Totenkopf, Blut, Wasser und Rotz“ würde man wohl eher nicht auf einer Weihnachts-CD erwarten und obwohl Piet, die Hauptfigur des Hörspiels, von den Kindern lernt, dass es sich dabei nicht um ein Weihnachtslied im eigentlichen Sinne handelt, spürt man bei dieser Punk-Nummer die Lust am Aufbegehren gegen die schokoladennikolausige Glückseligkeit im Supermarktregal. Erst wird abgerockt und am Ende abgerotzt – aber immer im Beat.

Aufbegehren gegen die schokoladennikolausige Glückseligkeit

Eigentlich stehen sich raue Piratenwelt und glitzerige Weihnachtsstimmung in den Liedern eher gegenüber. Auf einer schwungvollen „Piratenparty“ wird gesoffen und geschnarcht, Haie fressen Beine und die schlingernde Fahrt führt direkt aufs nächste Riff – egal, denn die Stimmung ist gut und nur darauf kommt‘s an. Dafür sorgt die Musik, die uns calipsoartig in eine Hafenkneipe versetzt, in der wir jeden Moment damit rechnen müssen, dass die Andrew-Sisters singend um die Ecke kommen.

Auf die Kekse! Fertig! Los!

Diese wilde Party wird kontrastiert durch ein zartes, wärmendes Weihnachtslicht, das „froh und frei macht“, denn „es ist endlich Weihnacht“. „Zünd dein Weihnachtslicht an“ kommt im anheimelnden Folkgewand daher mit glitzernden Gitarren und säuselnden Backgroundchören. Es wird in zwei Versionen angeboten, ein „Radio-Edit“ wartet mit zusätzlichen elektroakustischen Instrumenten auf, mir gefällt die schlichtere Version besser. Vielleicht auch ein Grund, warum ich so wenig Radio höre …

Die Gegenüberstellung geht weiter: Einem „Piratentanz“ mit Totenkopf und Kanonenschüssen als fiddelndem Irish Folk folgt ein gesungenes Backrezept für Omas Weihnachtskekse, in die sich aber beinahe von Piratenseite ein Schuss Rum eingeschmuggelt hätte und auch das „Kekskommando! Auf die Kekse! Fertig! Los!“ erinnert doch eher an das Treiben an Deck eines Piratenschiffes als an das beschauliche Herumpuzzeln in Omas Küche.

Piratenschiff mit Weihnachtsdeko

Wirklich zusammen kommen die beiden Welten erst in dem Song „Unser Käpt‘n spielt heut Weihnachtsmann“. Der Mann mit dem roten Mantel und dem weißen Bart ist in diesem Fall der Piratenkapitän und er verteilt Geschenke an seine Mannschaft. Dass das natürlich eher Kanonen- als Christbaumkugeln sein müssen, versteht sich von selbst und beim abschließenden Piratenweihnachtsschmaus wird geschmatzt und wild getanzt. Ein entspannter Akkustikgitarren-Country sorgt dafür, dass sich beide Welten in diesem Song aussöhnen – schließlich hält auch auf dem Piratenschiff die Weihnachtsdeko Einzug.

So lassen die Lieder der CD eine ungewöhnliche Weihnachtsstimmung entstehen, das Hörspiel mildert die Kontraste etwas ab und macht neugierig auf die offensichtlich dazu gehörende Liveshow. Die Songs klingen so, wie sie sollen, um ins Ohr zu kommen und ich ertappe mich immer wieder dabei, wie mir die Zeile in den Sinn kommt: „Heut‘ feiern die Piraten eine Party, eine Party…“ Ich freue mich schon darauf, wenn mir das Lied unterm Weihnachtsbaum wieder einfällt.

LINKS:

www.lilalindwurm.de

www.frankbode.de

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