Hipp Hopp – „Deine Freunde“ im Pavillon Hannover

– Ein Konzertbericht von Unmada Manfred Kindel –

Deine Freunde

Deine Freunde

Ok, es ist keine Babynahrung, sondern gut gemachte und exzellent performte Rapmusik. Das ausgiebig praktizierte Hopsen der Kinder erinnert mich eher an ein Ska-Konzert. Kinder lieben es zu hüpfen, die Aufforderung wird immer wieder dankend angenommen. Man möchte meinen, endlich fühlen sie sich musikalisch ernst genommen. Man behandelt sie nicht wie Kinder, das finden sie aufregend. Mit Baseball-Caps cool gestylte Kinder zwischen 5 und 12 Jahren  geben alles am Bühnenrand zum Rhythmus der groovenden Musik. Die sind bestimmt gut ausgepowert am Ende des Konzerts. Da freuen sich die geplagten Eltern hypermotorischer Quälgeister.

Zwischendurch taucht zur Erholung immer eine Stimme aus dem Off auf, der Spielverderber. Ein unsichtbares dämonisches Wesen mit einer komischen Stimme, das die drei Jungs auf der Bühne und ihr Publikum immer wieder torpediert mit fiesen Tricks. Mit Hilfe der Kinder gelingt es aber immer wieder, zum geliebten Hopsen zurückzukehren.

Die Texte sind originell und witzig, manchmal selbst nachdenklich. Ob die hüpfenden  8-Jährigen das Gerappte verstehen? Ist vielleicht auch gar nicht so wichtig. Ein etwas distanzierter, aber lustiger DJ, ein herzlicher Rapper Mitte 30 und ein etwas schizoider und leider zu selten Piano spielender Sänger Mitte 20 schlüpfen nämlich ausnahmslos in Kinderrollen und erklären den anwesenden Eltern, wie sich ihre Kinder fühlen. Autobiografisches scheint sich mit gut Beobachtetem zu mischen. Wie war das Konzert? Gut.

Als Bühnenhintergrund dient eine Riesenleinwand, auf die Filme und Kommentare zu den Liedern projiziert werden. Wie im Kino erscheint zu Anfang das „universal“-Logo in Metro-Goldwyn-Mayer-Manier. Nur der gut brüllende Löwe fehlt. Manchmal weiß man nicht, entsteigen die Akteure der Leinwand oder werden sie von ihr verschluckt. Nicht nur akustisch ist man hier auf der Höhe der Zeit. Dankbarer Applaus des Publikums am Ende des Konzerts. Nur mich, den alten Kinderlied-Mann auf der Suche nach dem Mehr lässt es etwas ratlos und traurig zurück. Vielleicht hätte ich mithopsen sollen.

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