Elitärer Club oder Gemeinschaft geistreicher Musiker? Das KinderliedermacherInnen-Netzwerk Kindermusik.de

– Astrid Hauke (Lieselotte Quetschkommode) und Anders Orth (Lila Lindwurm) plaudern über ihre Erfahrungen in der Gemeinschaft mit dem irreführenden Namen –

Mitglieder des Netzwerks Kindermusik.de auf ihrem alljährlichen Treffen

Mitglieder des Netzwerks Kindermusik.de auf ihrem alljährlichen Treffen

Astrid Hauke: Die erste Hürde habe ich erlebt, als mir klar wurde, dass ich nicht einfach dazu gehören kann, sondern eine offizielle Aufnahme notwendig ist. Ich habe mich damals gefragt, wozu ich mich denn bei den Kollegen beweisen muss. Es gab einen vollen Tourplan, ich war nominiert für den internationalen Showpreis und meine Uhren standen auf Erfolg.

Anders Orth: Du bist ja wenigstens ziemlich schnell aufgenommen worden. Bei mir war das eigentlich ein ziemlich krasses Erlebnis. Ein, zwei Jahre nach der Gründung des Zusammenschlusses hatte ich Interesse bekundet, bei kindermusik.de dabei zu sein. Dann bekam ich die Auskunft, dass ich drei Fürsprecher bräuchte. Ich kannte aber erst zwei Kollegen aus dem Kreis.

Mit der Zeit lernte ich dann, auch durch mein Kinderliederfestival, das ich damals schon organisierte, noch einen kennen, brauchte aber dann schon vier Fürsprecher. Das ging damals einfach nach der „Ein Drittel der Mitglieder“-Regelung, wuchs also stetig. Als ich dann vier Kollegen kannte, brauchte ich dann schließlich fünf Fürsprecher. Da war ich schon ziemlich sauer, da ich ja auch damals schon fast 200 Auftritte im Jahr hatte und schon zehn CDs sowie diverse Liederbücher produziert hatte. Da kam dann bei mir genau deine Frage auf, wozu ich mich denn überhaupt noch bei den KollegInnen beweisen muss.

Sinnvolle Aufnahmekriterien oder „der Gipfel der Willkür“?

Durch mein Festival lernte ich dann schließlich Geraldino kennen, der dann einfach eine Mail mit meinem Aufnahmewunsch in die Runde schickte und – schwupp – hatte ich mehr als genug Fürsprecher und war aufgenommen. Das war dann für mich eigentlich der Gipfel der Willkür. Ich war dann froh, dass du dann nach deiner Aufnahme bei kindermusik.de zügig die Aufgabe als „Empfangsdame“ übernommen hast. So gab es dann wenigstens mal jemanden, der die Bewerber etwas an die Hand nimmt. Auch wenn das sicher eine sehr undankbare Aufgabe ist.

Astrid Hauke: Genau, denn die Interessenten geben sich zum Teil große Mühe mit Versand von CDs an diverse Kollegen von Kindermusik.de. Sie reisen mitunter sogar mit dem Zug für mehrere Stunden an. Das alles, um ein Teil von Kindermusik.de werden zu dürfen. Am Ende kommt dann die Bitte, sich ggf. zu späterer Zeit erneut zu bewerben. Es ist das alte Lied. Kränkung, Missmut gegenüber der Organisation oder ganz einfach Unverständnis.

„Hier trennt sich nicht die Spreu vom Weizen“

Es bedarf sicherlich etwas Aufklärung, um die Organisation zu verstehen. Kindermusik.de entscheidet nicht über die Qualität von Kollegen. Die Kinderliedermacher entscheiden lediglich darüber, ob die Interessenten und Bewerber menschlich und charakterlich zu uns passen. Dies ist nur möglich, wenn die Gemeinschaft die Bewerber gut kennt. Grundsätzlich sind wir alle Kinderliedermacherinnen und -macher mit dem Wunsch, gute Musik für Kinder und ihre Familien zu produzieren. Hier trennt sich also nicht die Spreu vom Weizen, sondern begegnen sich bekannte und unbekannte Freunde.

Die Kinderliedermacherin Astrid Hauke

Die Kinderliedermacherin Astrid Hauke

Der Name Kindermusik.de ist für viele Außenstehende irreführend, weil das .de auf eine Internetplattform hinweist. Schon diverse Menschen sind bei ihrer Internetrecherche auf die Seite www.kindermusik.de gestoßen und wollten sich gerne mit registrieren lassen. In Wirklichkeit aber sind wir so etwas wie eine große Familie, die sich regelmäßig trifft. Wir sind ein Zusammenschluss vieler Kinderliedermacher, Musiker, Lebenskünstler, die zum Teil ganz unterschiedliche Ziele verfolgen.

Anders Orth: Das ist genau das, was ich von „außen“ nicht gesehen habe und was ich erst von „innen“ genauer verstanden habe. Es gibt ja KollegInnen bei uns, die dafür sind, jeden, der Lust hat, aufzunehmen und welche, denen die Gruppe jetzt schon viel zu groß ist. Viele, schier endlose Diskussionen bei den Treffen zeugen davon, dass wir uns das nicht leichtmachen. Ich war dann froh, dass wir schließlich 2009 auf einem extra Zusatztreffen in kleinerem Kreis die Aufnahmekriterien exakt festgelegt haben und die Fürsprecher auf sechs „eingefroren“ worden sind. Damit hatte ich ja leidvolle Erfahrungen gemacht.

Astrid Hauke: Am Ende stellt sich also nur eine Frage: Warum gibt es dieses aufwändige Bewerbungsverfahren überhaupt? Es könnte doch auch einfach jeder, der Kinderlieder schreibt und performt, dazu kommen. Theoretisch ist es möglich. In der Praxis gibt es Herausforderungen. Im Laufe der Jahre sind wir stark gewachsen. Immer mehr tolle neue Kinderliedermacher sind zu uns gestoßen.

„Man kann sich bei uns nicht einfach einkaufen oder registrieren“

Einmal im Jahr treffen wir uns und entscheiden über Entwicklungen, Produktionen, Festivals und eben die Aufnahmen neuer Bewerberinnen und Bewerber. Wir möchten weiterhin Orte finden, an denen wir alle unterkommen können. Deshalb kann man sich bei uns nicht einfach einkaufen oder registrieren, sondern man erwirbt durch gutes Durchhaltevermögen und persönliche Kontakte einen Zugang. Darüber hinaus finden unsere Bewerberinnen und Bewerber für sich heraus, was sie zu unserer Gemeinschaft beitragen können und wollen. So sind und bleiben wir eine Plattform, die sich bedingungslos dem Kinderlied widmet und sich stets weiterentwickelt. Es ist genau das, was uns alle verbindet: Kindermusik!

Der Kinderliedermacher Anders Orth

Der Kinderliedermacher Anders Orth

Anders Orth: Das empfinde ich auch genau als unsere Stärke, bei allen Unterschieden, ist es halt allen wichtig, die Fahne der Kindermusik hochzuhalten. Unter anderem aus diesem Grund wurde ja auch das Kinderliedermagazin von uns ins Leben gerufen. Aber auch um uns von kindermusik.de nach außen zu öffnen. Wir wollen ja nicht unter uns bleiben, sondern mit möglichst vielen KollegInnen in Kontakt und Austausch treten. Und hier genau geschieht das. Konzert- und CD-Kritiken, Interviews und Fachartikel von und über KindermusikerInnen, und das übergreifend – also eben nicht nur von KollegInnen von kindermusik.de.

„Lasst Kindermusik.de noch ein bisschen vielfältiger werden“

Astrid Hauke: Wir sind auf jeden Fall immer für jedes Interesse dankbar und freuen uns auch in Zukunft, viele neue Bewerberinnen und Bewerber kennenzulernen. Schreibt uns, was ihr bereit seid zu geben und was ihr von unserer Gemeinschaft erwartet. Bitte lasst Kindermusik.de noch ein bisschen vielfältiger werden und nehmt Kontakt zu uns auf.

Mit besten Grüßen aus dem Kindermusik-Empfangsbüro von eurer Kollegin Astrid Hauke. Bei Interesse schickt mir einfach eine E-Mail und ich informiere euch über die Aufnahme-Kriterien.

Link:

www.kindermusik.de

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