2 mal 3 Fragen an … Larissa Schories

LARISSAS musikalische Wurzeln liegen in der Klassik (Abitur am Städtischen Musikgymnasium für klassische Musik in Sofia/Bulgarien), ihr Herz gehörte aber immer eher der Pop-Rockmusik und ihr Interesse an Kindermusik wurde geweckt, als sie selber Mutter wurde. Die Babypause war irgendwann vorbei, aber die Liebe zur Kindermusik blieb bestehen und entwickelte sich Stück für Stück weiter. So entstanden immer neue Kinderlieder und 2010 gewann Larissa den bundesweiten Kindermusikwettbewerb für neue Kinderlieder in Nürnberg als Newcomerin. Larissas witziges Mitmachlied „Menschenkinder“ hatte die Herzen der Jury und des Publikums beim Finale erobert und ihr damit den Sieg beschert. 

– Fragen von Elke Kamper–

Larissa Frühlingsfoto

Larissa

Was macht ein Lied zum Kinderlied und wie einfach darf es sein?

Oh – wie soll man so eine Frage beantworten? Wenn ich es mir leicht machen möchte, dann könnte ich einfach sagen: Ein Lied, das den Bedürfnissen der Kinder zugewandt ist und die Kinder anspricht, ist ein Kinderlied – Punkt! Aber was bedeutet das? Die Wahrnehmungen und die Bedürfnisse in jedem Kindesalter sind total unterschiedlich. Wir können einfach nicht 1- und 10-Jährige über einen Kamm scheren. Das, was für Kleinkinder vielleicht super ist, ist für Viertklässler total doof… Haben Tokio Hotel vor zehn Jahren Kindermusik gemacht? Deren Fans waren damals zu fünfzig Prozent unter 12 Jahre alt. Taylor Swift, Justin Biber … – alles Kinderzimmer-Stars. Und dann hört euch wiederum mal eine Party-Hits CD an: Das Fliegerlied, Das rote Pferd, Bobfahrerlied … – Kinderbewegungslieder. Und der Rest kommt musikalisch auch nicht weit über „Alle meine Entchen“ hinaus. Und die Erwachsenen rasten aus 🙂 Wie soll man das dann deuten? Also, allgemein kann ich die Frage nicht beantworten. Man kann es vielleicht nur für sich selbst festlegen. Ich versuche jedenfalls, mich von irgendwelchen Vorgaben frei zu machen und mich nur von meinem Gefühl leiten zu lassen, ganz egal, wie einfach oder wie kompliziert dann manches Lied wird … Es gibt viele Wege, die nach Rom führen.

Welches Kinderlied gefällt dir besonders gut und warum?

Ich muss ehrlich zugeben – ich komme leider viel zu selten zum bewussten Musikhören und noch seltener dazu, Kindermusik zu hören, aber es gibt wirklich sehr sehr viele tolle Kinderlieder und ich bin öfters mal von dem einen oder anderen Lied, was mir im Netz oder woanders über den Weg läuft, fasziniert. Gerade habe ich aber das Lied „Interessant, interessant, allerhand“ aus dem letzten Album von Joely & Oliver gehört und kann meine Begeisterung nicht zurückhalten. Ich finde die beiden einfach so unglaublich toll und das ganze Projekt als solches – sehr rührend. Müsst ihr euch unbedingt anhören! Ansonsten wage ich, mich hier und heute öffentlich zu outen – ich bin ein Zuckowski-Fan!

Warum bist du eine gute Kinderlied-Erfinderin?

Ob ich eine gute Kinderlied-Erfinderin bin, weiß ich nicht, aber ich bemühe mich, eine „so gut, wie ich es kann“-Kinderlied-Erfinderin zu sein und eine Bessere zu werden. Das ist kein abgeschlossener Prozess – ich lerne jeden Tag was dazu. Zwar bin ich mein ganzes Leben lang Musikerin gewesen, aber mit Kindermusik hatte ich bis zur Geburt unseres Sohnes eigentlich gar nichts am Hut. Und die Kinderlieder, die ich danach geschrieben hatte, waren für den internen Gebrauch gedacht und ohne große Ambitionen in diese Musikrichtung. Überraschenderweise habe ich aber 2010 den Kinderliederpreis der Nürnberger Nachrichten gewonnen und seitdem bin ich auch eine „deutsche“ Kinderlied-Ererfinderin geworden. Es war also ein glücklicher Zufall, der mir die Tür zu der Kinderliedwelt-Schatztruhe geöffnet hat und ich muss sagen, ich finde es unglaublich spannend, was es da noch für mich zu entdecken gibt …

In deinem Heimatland Bulgarien bist du ja viele Jahre musikalisch unterwegs gewesen, allerdings nicht mit Kindermusik. Gibt es in Bulgarien eine Kinderliederszene und sind deine Kinderlieder auch in Bulgarien bekannt?

Nein, eine Kinderliederszene, so wie hier in Deutschland, gab es und gibt es, so viel ich weiß, dort immer noch nicht. Es gibt viele Kinderliederproduktionen – die Lieder sind von Komponisten geschrieben und von Sängern oder oft auch von Kindern oder Kinderchören gesungen. Und es gibt natürlich auch die traditionellen Kinderlieder. Komischerweise existiert „Hänschen klein“ auch in Bulgarien als traditionelles Kinderlied und ist dort genauso ein bekanntes und beliebtes Lied, wie hier in Deutschland. Es heisst „Tragnal Koss“ und bedeutet „Ging eine Amsel“. Vielleicht war ja Hänschen eine Amsel 🙂

Larissa, beim Kinderliederfestival in Bielefeld hast du sehr erfolgreich beim Jazzkonzert mitgewirkt. Jazz, Rock, Pop, Punk, Schlager. Braucht das Kinderlied auch diese Einteilung in Sparten?

Ach jaaa : -) Dass ich bei dem Jazzkonzert mitgemacht habe, war eigentlich ein kleines Missverständnis, aber es hat trotzdem Spaß gemacht. Meine Musik für Kinder ist kein Jazz, aber man kann jedes Lied anjazzen … oder anrocken oder als Reggae spielen … Wenn man gute Musiker dabei hat, kann man aus jedem Lied eine super coole Nummer, egal in welche Musikrichtung, machen. Der Musikstil ist ein Ausdrucksmittel. Dank kindermusik.de habe ich kennengelernt, wie vielfältig die Kindermusik in Deutschland inzwischen ist – vom schlichten klassischen Kinderlied bis zum rebellischen Rocksound – alles dabei und alles authentisch. Eine tolle Kindermusikszene – das ist aber vielen Menschen leider noch nicht so bewusst.

Und ich? Ich bin (jedenfalls im Moment) die Pop-Tante unter den Kinderliedermachern – die goldene Mitte also … ; -) Kann sich aber auch ändern! Vielleicht suche ich mir demnächst ein paar Punkjungs zusammen und mache dann eben Punk für Kids (kleiner Scherz ; -))

Geschmäcker sind verschieden und über Musik lässt sich natürlich auch gerne streiten, wichtig ist aber vor allem, dass Kindermusik kind- und altersgerecht ist. Es ist nicht unbedingt empfehlenswert einem 1-jährigen Kind harte Rockmusik um die Ohren zu ballern, aber für einen 8-Jährigen, wenn’s ihm gefällt, ist das wieder in Ordnung. Deswegen ist es auch nicht schlecht, wenn man als Eltern, falls man ein Kinderkonzert besuchen will, von vornherein weiß, in welche Musikrichtung es dort grob gehen wird. Also finde ich diese Stilrichtungseinteilungen bei Kindermusik gar nicht so verkehrt.

Deine Lieder behandeln starke und gefühlvolle Themen: Toleranz, die eigene Stärke … Welche Themen liegen Dir noch am Herzen und was dürfen wir in nächster Zeit Neues von dir hören? 

Man könnte über alles schreiben und singen – über einen kleinen Marienkäfer oder riesige Drachen, über Schneeballschlachten oder die Sommerferien … Klar, solche Lieder habe natürlich auch ich, aber ich finde, dass das nicht unbedingt meine große Stärke ist. Richtig am Herzen liegen mir eher Themen, die die Gefühlswelt ansprechen, die Kinder möglichst nicht nur körperlich, sondern auch emotional bewegen, vielleicht auch zum Nachdenken bringen … Ich finde es irgendwie interessanter und erfüllender, Kinderlieder, die eine Botschaft transportieren, zu schreiben. Die Herausforderung bei solchen Themen besteht darin, es aber trotzdem amüsant und unterhaltsam zu gestalten, denn alles, was Spaß macht, wird in unserem Gehirn als positiv abgelegt und dort für sehr lange aufbewahrt (inkl. die Botschaft natürlich ;-))

Und an Ideen mangelt es nie, eher an Zeit, um all die Ideen, die mir im Kopf rumschwirren, zu realisieren. Ich habe schon einige Hefte bis oben hin mit Ideen voll gekritzelt und hoffe, dass ich es schaffe, (wenigstens einen Teil davon) irgendwann mal zum Klingen zu bringen …

Meine nächstgeplante Produktion wird eine ruhige, die sich mit Themen wie Wünsche, Träume und Gefühle beschäftigt. Die Lieder sind schon alle fertig geschrieben, müssen aber noch aufgenommen und produziert werden und das ist wieder mal das, was viel Zeit in Anspruch nimmt (jedenfalls bei mir ist es so, weil ich im Tonstudio fast alles – von den Arrangements bis zum Mischen – alleine mache). Aber ich hoffe, dass das Album zum Herbst fertig wird.

 

Link:

www.kindermusik4u.de

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